DVD-Tipp: »One from the Heart« (1982)

»One from the Heart« (1982). © Studiocanal

»One from the Heart« (1982). © Studiocanal

Staunenswerter Exzess

Nach dem Erfolg von »Apocalypse Now« hatte Francis Ford Coppola ein ehemaliges Studiogelände erworben, um seinen Traum vom unabhängigen Filmemachen umzusetzen, und ließ dort sogar Las Vegas nachbauen. Ein Wahnsinn, der auf den ersten Blick im Kontrast steht zur einfachen Geschichte: Franny und Ray merken an ihrem fünften Jahrestag, wie sehr sie sich einander entfremdet haben. Nach einem Streit findet er das Glück einer Nacht bei einer Zirkusartistin, sie bei einem Kellner, der an seiner Musikerkarriere arbeitet. Am Ende kehren sie zurück.

Er habe bei dem Film arbeiten wollen wie bei seinen frühen Theaterinszenierungen, erklärt Coppola im Audiokommentar, die Geschichte sollte eigentlich in Echtzeit erzählt werden, mit bruchlosen Übergängen von einem Set zum anderen. Das ließ sich nicht verwirklichen, aber Coppola wandte verschiedenste Techniken an, die heute Standard sind: die Prävisualisierung ebenso wie der Schnitt am Computer. Die Stilisierungen des Films, die die Kulissen immer als solche erkennbar machen, waren für die damalige Zeit ungewöhnlich, auch das Genre des Musicals hatte nicht gerade Konjunktur – wobei Coppola auch hier ganz eigene Wege ging: Nicht primär die Darsteller sangen, vielmehr wurde das Geschehen kommentiert durch Songs, die Tom Waits (der sie auch komponiert hatte) im Off im Duett mit Crystal Gayle sang. Am Ende spielte die melancholische Liebesgeschichte in der ersten Woche bei 28 Millionen Dollar Produktionskosten nur 804 000 Dollar ein, danach zog Coppola sie zurück. 

Die jetzt als »Reprise« bezeichnete Neufassung ist neun Minuten kürzer, eine längere Szene am Anfang fehlt, kleine Momente wurden hinzugefügt. Erfreulich umfangreich ist das Bonusmaterial: alte und neue Schnittfassung jeweils auf einer Blu-ray, ein hörenswerter Regiekommentar (deutsch untertitelt) und fast vier Stunden Extras. Umfangreiches, bisher kaum ausgewertetes Material der Produktion wurden zu drei Dokumentationen montiert, besonders informativ sind ein Bericht von 2003 über das ­Zoetrope Studio (28 Min.) und die kenntnisreichen wie persönlichen Ausführungen von Baz Luhrmann (2023; 25 Min.).


One from the Heart USA 1982. R: Francis Ford Coppola. Da: Teri Garr, Frederic Forrest, Nastassia Kinski, Raul Julia, Harry Dean Stanton. A: Studiocanal.
VÖ: 7. März 2024

Bestellmöglichkeit (DVD/Blu-ray)

 

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