ZDF-Mediathek: »Trapped« Staffel 3
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Anfangs saßen die Ermittler tatsächlich in einer Falle. Ein Schneesturm hielt sie in Seyðisfjörður hoch im Nordosten Islands fest. Hilfe von außen kam nicht durch. 2.147 Einwohner lebten hier, die Polizeistation des Ortes verfügte über drei Vollzugsbeamte. Einer davon: Andri Ólafsson, ein wuchtiger Kerl mit Bart und bärenhafter Statur. Er hatte in Reykjavik in einem Entführungsfall einen Verdächtigen misshandelt, um ihm den Verbleib eines verschwundenen Mädchens zu entlocken. Eine Strafversetzung an das andere Ende der Insel war die – vergleichsweise glimpfliche – Folge.
In der dritten Staffel der Serie »Trapped – Gefangen in Island« wird Ólafsson erneut mit der damaligen Affäre konfrontiert. Noch immer belastet ihn, dass er das Mädchen nicht retten konnte. Als sein Schwiegervater Eirikur, den Andri ehedem wegen Totschlags verhaften musste, aus dem Gefängnis entlassen wird, hat er einen Grund, nach Seyðisfjörður zurückzukehren.
Es gibt noch einen anderen Antrieb. Ivar, der Mann, den Ólafsson einst bei der Vernehmung gequält hatte, wurde kurz zuvor ermordet. Nach seiner Freilassung hatte sich Ivar den Drogen und dem Alkohol ergeben, sich schließlich einer Religionsgemeinschaft angeschlossen, die auf einem Landstück mit Höhlen, die als Kultstätten gelten, in einer kleinen Siedlung lebt. Doch Gunnar, ein Biker, erhebt Anspruch auf das Terrain, unterstützt von seinem Onkel, Spitzname Hopper, einem berüchtigten Gewohnheitsverbrecher und Anführer einer dänischen Rockerbande. Kurz nach Andris Ankunft brettert sie lärmend von der Fähre. Aus der Ferne grüßt Old Ödipus: Der aufsässige Gunnar ist des Sektenführers Oddur Sohn.
Die drei »Trapped«-Zyklen wurden von den RVK Studios hergestellt, der Produktionsfirma des Regisseurs Baltasar Kormákur und seines damaligen Partners Sigurjón Kjartansson. Kjartansson ist vielseitig auf schillernde Art. Er war TV-Komiker, Mitglied einer Metal-Band, schreibt Drehbücher für Filme und Serien, und das mit internationalem Erfolg. Die Idee zu »Trapped« stammte von Kormákur selbst, umgesetzt wurde sie mit Kjartansson als Headwriter. Zum Autorenteam gehörten unter anderem der Brite Clive Bradley, der Deutsche Klaus Zimmermann, die Französin Sonia Moyersoen. Der internationale Approach war geplant. RVK benötigte neben dem isländischen Sender RÚV weitere Finanziers und fand sie in Skandinavien, Frankreich, im deutschen ZDF. Bei der dritten Staffel, »Trapped« hatte sich bereits als weltweiter Erfolg erwiesen, stieg auch Netflix noch ein.
Kormákur entwickelte das Regiekonzept und inszenierte sechs der insgesamt achtundzwanzig Folgen. So die Zählung der Originalfassung. Netflix schnitt die acht Episoden der dritten Staffel auf sechs zusammen. Dort lautet der Titel »Entrapped«.
Die erste Staffel nahm auf Anhieb gefangen, mit ihrem klaustrophobischen Klima, den beeindruckenden Bildern etwa von der imposanten Fähre, die hoch über der Kleinstadt ragt, dem grimmigen Wetter, das nicht im Computer gezaubert wurde. Inhaltlich entsprach die Geschichte dem, was unter dem Etikett »Scandic Noir« vermarktet wird. Charaktere und soziale Beziehungen waren exzellent geschrieben, der lokale Bezug glaubwürdig. Manches allerdings wirkte kalkuliert. Das Autorenteam ließ nichts aus, folgte der bekannten Mankell-Masche: zerstückelte, zerschmetterte, verbrannte Leichen, Mädchenhandel, Vergewaltigung, Inzest.
In Staffel 3 wurden diese spekulativen Elemente deutlich zurückgenommen, was das Autorenteam beim Spannungsaufbau vor einige Herausforderungen stellt. Ergebnis: weniger Brutalitäten, mehr Drama, mehr Psychologie – mehr Licht. Teile des (Netflix-)Publikums reagierten enttäuscht. Aber es stellt ja nur ein Zuschauersegment von vielen.
Trailer Staffel 1
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