Sky: »The Last of Us«

»The Last of Us« (Serie, 2023). © Home Box Office, Inc.

© Home Box Office, Inc.

Aus Letzten werden Erste

Die »Origin Story« des Kultvideogames »The Last of Us« könnte kaum kultiger sein: Während seines Studiums nahm der zukünftige Spieldesigner Neil Druckmann an einer Ausschreibung teil, bei der es darum ging, eine Zombiestory zu pitchen, die von keinem geringeren als George A. Romero begutachtet wurde. Druckmanns Konzept mit einem Vater im Zentrum, der seine Tochter verloren hatte und sich zusammentut mit einem Mädchen, das seinen Vater verloren hat, wurde von Romero abgelehnt. Wie fast immer in solchen Fällen lässt sich die frühe Ablehnung von heute aus gesehen als Segen interpretieren. Druckmann entwickelte seinen Stoff weiter, indem er den Zombieaspekt eher in den Hintergrund rückte und sich dafür ganz auf die Beziehung zwischen seinen Protagonisten konzentrierte. Das Ergebnis ist, so schreiben es die Spielefans allerorten, eines der besten Videospiele überhaupt, legendär für sein Storytelling und die emotionale Wirkung, die es hinterlässt.

Kein Wunder also, dass sich schon früh – das Spiel kam 2013 in seiner ersten Fassung heraus – die Filmwelt wegen einer möglichen Adaption meldete. Sam Raimi war bereits als Regisseur gesetzt, Bruce Campbell und Maisie Williams (Arya aus »Game of Thrones«) wurden als Darsteller für die Hauptfiguren gehandelt, aber 2016 zerschlug sich das Projekt. Was nicht an Sam Raimi gelegen haben soll, sondern an den Erwartungen des Studios, das alles »größer« und »sexyer« hätte haben wollen, so Druckmann. Wo er an eine Ästhetik wie im Coen-Film »No Country for Old Men« gedacht habe, wollte das Studio etwas im Stil von »World War Z«. Erst Anfang 2020 ergab sich dann in Zusammenarbeit mit Craig Mazin (»Chernobyl«) die Möglichkeit einer Verfilmung als Serie – was als Erzählform sofort besser zum Konzept des Spiels zu passen schien.

Als Mitte Januar die ersten Folgen von »The Last of Us« auf HBO (in Deutschland auf Sky) ausgestrahlt wurden, gingen Wellen von Erleichterung und Begeisterung durch die Fangemeinde. Der »Videogamefluch« sei endlich gebrochen, hieß es, mit »The Last of Us« gäbe es nun endlich eine filmische Adaption, die der Spielversion ebenbürtig sei. Aber auch bei Nichtgamern kam die Serie gut an. Man hat es gefühlt bereits Hunderte Male schon gesehen, das postapokalyptische Szenario, bei dem sich die USA in den unzivilisierten Stand eines Landes zwischen faschistischen Quarantänezonen und wehrhaften Einzel- bzw. Neusiedlungen im Nirgendwo aufspaltet, während dazwischen Schmuggler, Verbrecher und Verrückte alles unsicher machen. Doch »The Last of Us« gelingt es, dem noch einmal eine neue Atmosphäre abzugewinnen.

Der Coup der Serie liegt in seiner Besetzung: Mit Pedro Pascal als Joel und Bella Ramsey als Ellie spielen gleich zwei Schauspieler die Hauptrollen, die in »Game of Thrones« als legendäre »scene stealer« auf sich aufmerksam machen konnten. Pascal musste sich als »Red Viper« in der vierten Staffel allzu schnell im Duell töten lassen und hat sich seither unter anderem in »The Mandalorian« eine eigene Fangemeinde herangezogen. Bella Ramsey kam als zehnjährige Lady Mormont (beim ersten Dreh war die Schauspielerin 12) erst ab Staffel 6 ins Spiel, aber welch ein Debüt das war: Ihr »the north remembers«, mit dem sie Treue zum »King in the north« schwur, wurde zu einem der Slogans der Serie. Auch Ramsey hat seither in Serien wie »His Dark Materials« und Filmen wie zuletzt Lena Dunhams »Catherine Called Birdie« ihr Talent bewiesen. In »The Last of Us« aber bringt das Zusammenspiel von Ramsey und Pascal in beiden noch einmal etwas Besonderes hervor: bei Pascal ist es die weltmüde Verletzlichkeit hinter der abgebrühten Westernheldenfassade, bei Ramsey ist es der kindliche Trotz, der sie inmitten des Postapokalypsechaos über die abgestandenen Witze einer gefundenen Wortspielsammlung, »No Pun Intented«, lachen lässt, als gäbe es kein Morgen – mit immer weiteren Zombies.

OV-Trailer

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt