DVD-Tipp: »1923« (2022)

»1923« (2022). © Universal Pictures

»1923« (2022). © Universal Pictures

Gute gibt es keine

Drei scheinbar unzusammenhängende Erzählebenen, deren Verbindung sich erst nach und nach erschließt: Großwildjagd in Afrika. Die Yellowstone-Farm unter dem Druck der Depression, die sich in Montana schon ein paar Jahre früher bemerkbar macht. Und eine katholische Mädchenschule, in der Nonnen und Priester ihren Schützlingen mit grausamen Methoden alles Indianische austreiben wollen. 

Die zweite Prequel-Erzählung zur Kultserie »Yellowstone« setzt vierzig Jahre nach der Frühgeschichte des Familienclans auf dem Pioniertreck von Texas nach Montana in »1883« ein und spannt sich weitläufig über die ganze Welt. Fast detektivisch muss man sich die Verbindungs- und Verwandt-schaftslinien erarbeiten, wie steht der Kriegsveteran und Großwildjäger Spencer zu dem, von Helen Mirren und Harrison Ford verkörperten, betagten Rinderfarmer-Paar, und was hat das alles mit der indigenen Ureinwohnerin Teonna zu tun. 

Während die »Yellowstone«-Saga in der Gegenwart weitergesponnen wird, musste für »1923« eine frühere Version der Dutton Lodge gebaut werden, über die fortlaufenden Staffeln hinweg werden sich die beiden Versionen annähern und entfernen, wenn Räume umgebaut und Möbelstücke ausgetauscht werden. Und wie in »1883« kommentiert Elsa Dutton, die Tochter der ersten Pioniere des Clans, die Ereignisse am Anfang einiger Folgen aus dem Jenseits-Off, zieht Verbindungen zwischen den Zeiten, in den Migrationsbewegungen der Familie zu Wasser und zu Lande und der Gewalt, von der sie immer wieder zersetzt wird. 

Erneut erweist sich Taylor Sheridan, Autor des »Yellowstone«-Komplexes, als schamloser Romantiker, mitten in all der Gewalt und all dem Schrecken lässt er zwei intensive Liebesgeschichten erblühen: eine junge, abenteuerliche und eine beständig gereifte, mit den bewährt schlagfertig lebens-philosophischen Dialogen.

Während Sheridan die grandiosen Vistas des Westerns und die Freiheiten des Cowboylebens zelebriert, zeigt er zugleich mit modernem Bewusstsein die toxischen Kräfte, die darin walten. Gute gibt es keine, die Besseren erkennt man daran, dass sie die Natur achten und lieben, statt ihr mit Sprengsätzen das Gold zu entreißen.


1923 USA 2022 R: Taylor Sheridan. Da: Harrison Ford, Helen Mirren, Brandon Sklenar, Darren Mann, Michelle Randolph. Anbieter: Universal.
VÖ: 7. September 2023

Bestellmöglichkeit (DVD/Bluray)

 


 

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