Blu-Ray-Tipp: »King Kong« (1933)
»It was beauty killed the beast.« Der letzte Satz des Films ist, wie auch der Film selbst, zum Klassiker geworden – zurecht, wie man beim erneuten Sehen feststellen kann. Mittels Stop-Motion-Technik erweckte King Kong 1933 ein Monster auf der Leinwand, das zu einer Ikone des fantastischen Films wurde und dem man am Ende eine Träne nachweinen konnte. Die Liebe des riesigen schwarzen Gorillas zu der blonden Frau war schon Mitte 1933 ein Thema, als der Europa-Verleih den Film der deutschen Zensurbehörde vorlegte. Von der »Verletzung des gesunden Rasseempfindens« war in der Kontroverse die Rede. Es fanden sich aber auch Fürsprecher des Films. Schließlich kam er unter dem distanzierenden Titel »Die Fabel von King Kong – Ein amerikanischer Trick- und Sensationsfilm« und um 28 Minuten gekürzt im Dezember 1933 in die deutschen Kinos.
Die aktuelle Neuveröffentlichung in der restaurierten Fassung auf DVD (und erstmals Blu-ray) macht auch diese Fassung, die lange als verschollen galt, zugänglich. In ihr sind viele brutale Szenen entfallen, etwa wenn ein Mensch im Maul von King Kong um sein Leben kämpft oder wenn der an einem Hochhaus kletternde Kong feststellt, dass es sich bei der Frau in seiner Hand nicht um die geliebte Ann handelt, und er sie in die Tiefe fallen lässt. Für die US-Wiederaufführung 1938 wurde eine Reihe dieser Szenen ebenfalls entfernt. In der alten deutschen Fassung fehlen die ersten fünfzehn Minuten in New York, die die Große Depression zeigen, ebenso wie die Schlussszene mit dem anfangs zitierten legendären Satz.
Schade, dass man aus dem Bonusmaterial nicht mehr über die Zensurkontroverse von 1933 erfährt, die sich bei der Wiederaufführung 1952 in einer neusynchronisierten Fassung vermutlich wiederholte. Das Bonusmaterial enthält eher Kurioses (eine kolorierte Fassung), Willkommenes (die Filmmusik Max Steiners in einer Einspielung von 1996), und Essenzielles (ein Fragment des unvollendeten King Kong-Vorläufers »Creation« und die Rekonstruktion der verlorenen »Spinnengruben-Sequenz«).
Von der 2005 im englischsprachigen Raum erschienenen Edition der restaurierten Fassung hat man den Audiokommentar übernommen, den die Special-Effects-Künstler Ray Harryhausen und Ken Ralston sprechen. Sie gehen besonders auf die bahnbrechenden Spezialeffekte ein. Diese nehmen auch im Audiokommentar von Rolf Giesen einen breiten Raum ein. Er beschreibt die langwierige Produktion des Films und macht biografische Anmerkungen zu den Teams hinter und vor der Kamera. Nicht viel anders ist der dritte Audiokommentar von Lars Dreyer-Winkelmann angelegt, weshalb es zu Dopplungen kommt – das gilt auch für das Booklet.
Als Blu-ray liegt die Neuausgabe auch als Special Edition vor: eine zweite Blu-ray enthält die beiden Nachfolgefilme »Mighty Joe Young« und »Son of Kong«. Letzterer, der schon neun Monate später in die Kinos kam, setzt unmittelbar nach dem Ende des Vorgängers ein. Bei der Rückkehr auf die Insel finden die Protagonisten nicht nur einen Schatz, sondern auch Kongs Sohn – ein B-Picture mit komödiantischen und sentimentalen Einlagen, aber dramatischem Schluss. Der 1949 gedrehte »Mighty Joe Young« (Panik um King Kong) ist ein familienfreundliches Remake des Originals. Ein Riesengorilla wird als Nachtclubattraktion in die USA verfrachtet, samt der jungen Frau, die ihn großgezogen hat. Auch hier hat der Riesenaffe gute Gründe, seine Ketten abzuschütteln – mit anderem Ausgang als im Original. Als Bonusmaterial gibt es eine englische Super-8-Fassung von »Son of Kong« und Audiokommentare von Rolf Giesen.
King Kong und die weiße Frau USA 1933. R: Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack. Da: Fay Wray, Robert Armstrong. Anbieter: Filmjuwelen.
VÖ: 4. Februar 2022
King Kong – Das achte Weltwunder USA 1933. R: Merian C. Cooper, Ernest B. Schoedsack. Da: Fay Wray, Bruce Cabot. Anbieter: Filmjuwelen.
VÖ: 4. Februar 2022
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