Netflix: »The Adam Project«
Die sonnigen Achtziger! Gerade in damaligen Filmen drückt sich die unbeschwerte, von Techno-Optimismus geprägte Stimmung einer Epoche aus, die heutzutage sogar bei denjenigen Nostalgie auslöst, die sie nicht miterlebt haben. Regisseur Shawn Levy, bereits in der Erfolgsserie »Stranger Things« federführend, versucht, auch diesem in der Gegenwart spielenden Abenteuer Achtziger-Vibes zu verleihen. Smartphones etc. machen sich rar, stattdessen hat Adams Welt etwas merkwürdig Zeitloses. Der intelligente 12-Jährige ist vollauf beschäftigt damit, fiesen Mitschülern aus dem Weg zu gehen, sich mit seiner Mutter zu streiten und die Trauer über den vor kurzem gestorbenen Vater zu verdrängen. Eines Abends bruchlandet ein Kampfpilot vor dem Haus im Wald, der sich als Adams Alter Ego aus dem Jahr 2050 entpuppt. Auf der Flucht vor Verfolgern ist Adam II aber im Jahr 2022 statt wie geplant in 2018 gestrandet. Da er verletzt ist, muss er sich mit Adam I zusammentun, denn nur mit dessen DNS kann er sein Raumschiff wieder in Gang setzen. Oder so ähnlich.
Nicht nur der lässige Umgang mit Logik und Zeitreiseparadoxien erinnert an die gute alte Zeit der Achtziger. Mit seinem emotionalen Kern, dem Vater-Sohn-Ding, ist dieses Familienabenteuer geradezu eine Hommage an »Zurück in die Zukunft«. Schon die Special Effects erinnern an den Zeitreiseklassiker mit seinem handgemachten Fluxkompensator. Der Schlüssel für Adams Problem ist aber Vater Louis, ein nerdiger Physikprofessor, der einst mit seinem Teilchenbeschleuniger das Zeitreisen in Gang setzte.
Ob man sich von der wurmlöcherigen Handlung gut unterhalten fühlt, hängt auch davon ab, ob man Ryan Reynolds lustig findet, der hier erneut als Schlappmaul auftritt und als solches von seinem sich zuverlässig um Kopf und Kragen spottenden Mini-Me gespiegelt wird. Adam I (Walker Scobell in einem tollen Debüt) ist einerseits erleichtert, dass er, klein für sein Alter, in Zukunft Muckis haben und ansehnlich genug sein wird, um eine schöne Frau zu bekommen. Andererseits kriegt sich der schlagfertige Knirps mit seiner erwachsenen Version sofort in die Haare – und beide mit Vater Louis (Mark Ruffalo), auch er nicht auf den Mund gefallen.
Im Grunde sind die Darsteller, darunter Zoë Saldaña als Ehefrau, Catherine Keener als Schurkin und Jennifer Garner als Mutter, für diesen Unfug überqualifiziert. Dann wiederum überrascht das Getöse mit treffsicher veranschaulichtem philosophischem Mehrwert. So ist der Film nicht nur ein Ordnungsruf an die Adresse von Vätern, auf dass sie sich mehr mit ihren Kindern beschäftigen. In unprätentiösen, aber bewegenden Szenen werden das Vergehen der Zeit, Memento mori, und das tägliche Vergessen dessen, was wirklich zählt, synchronisiert. Wer hätte sich nicht schon mal gewünscht, die Uhr zurückzudrehen, und sei es nur für wenige Minuten, um jener Handvoll Menschen unter den sieben Milliarden Erdbewohnern, denen das eigene Wohlergehen am Herzen lag, Wertschätzung zu vermitteln?
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