Film des Monats Juli: »Love, Spells and All That«
Nach 20 Jahren kehrt Eren, Tochter eines ehemaligen türkischen Parlamentsabgeordneten, aus Paris auf die Insel im Marmarameer zurück, wo sie früher mit ihrer Familie den Urlaub verbrachte. Der Grund für ihre Rückkehr ist ihre ungebrochene und tiefe Liebe zu Reyhan, die sie über viele Jahre in sozialen Medien gesucht und erst jetzt wiedergefunden hat. Reyhan, Tochter des damaligen Hausmeisters der Sommerresidenz von Erens Familie, ist aktuell mit einem Mann liiert.
Die beiden Frauen entdecken, dass Reyhans Eltern Erens unzählige Briefe ungelesen zurückgeschickt hatten. Reyhan ist zunächst zögerlich und distanziert, weil sie glaubt, dass Erens Rückkehr einem Liebeszauber zu verdanken ist, den sie vor 20 Jahren auf sie legen ließ. Auf einem gemeinsamen Ausflug über die Insel wollen die beiden Frauen diesen Zauber ungeschehen machen. Unterwegs begegnen sie streunenden Katzen, kuriosen Menschen und wandern durch malerisch blühende Landschaften, erinnern sich aber auch an ihre leidenschaftliche, verbotene Liebesbeziehung, die entdeckt und gewaltsam unterbunden wurde. Geschickt werden entscheidende Passagen aus den vorenthaltenen Briefen aus dem »Off« gesprochen und offenbaren, was damals geschah. In ihren Gesprächen arbeiten Reyhan und Eren das Geschehen auf und kommen sich wieder näher.
Die Evangelische Filmjury empfiehlt den Film, weil er sichtbar macht, in welchem Maß Homosexualität in der Türkei immer noch ein gesellschaftlich kontrovers wahrgenommenes Thema ist. Obwohl Homosexualität offiziell legal ist, sind LGTBQ*-Personen sozialer Ächtung ausgesetzt. Dem Regisseur Ümit Ünal ist mit »Love, Spells and All That« trotz des brisanten Themas ein atmosphärischer und durch die schauspielerische Leistung der Hauptdarstellerinnen Ece Dizdar (Eren) und Selen Uçer (Reyhan) ein überzeugender Film über eine vergangene, aber auch wieder entflammende lesbische Sommerliebe gelungen.
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