Film des Monats April: »Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?«
Es war einmal in der Stadt Kutaissi in Georgien. Morgens auf dem Weg zur Arbeit begegnen sich die Apothekerin und Medizinstudentin Lisa (Oliko Barbakadse) und der Profifußballer Giorgi (Giorgi Ambroladse), und abends auf dem Heimweg gleich noch mal. Das kann kein Zufall sein! Sie verabreden sich für den nächsten Abend zu einem Date im Straßencafé, aber dann trifft sie über Nacht ein Fluch: Am Morgen erwachen beide mit verändertem Aussehen – und können sich nicht mehr erkennen. Wochenlang suchen sie einander, während sich Kutaissi auf die bevorstehende Fußballweltmeisterschaft vorbereitet. Kneipenwirte stellen Leinwände auf, selbst die Hunde suchen und finden ein gutes Plätzchen für sich. Aber Lisa und Giorgi (jetzt gespielt von Ani Karseladse und Giorgi Bochorishvili) müssen sich völlig neu orientieren. Gibt es für sie ein Happy End?
In epischer Länge – der Film dauert 150 Minuten – erzählt der 1984 in Tiflis geborene Regisseur Alexandre Koberidse ein Kinomärchen über Liebe und Sehnsucht. Seine Figuren sprechen nur wenig, das Drama spielt sich ganz in ihrem Inneren ab. Und wie im Märchen üblich ist es ein allwissender Erzähler, der den Zuschauer*innen das Geschehen nahebringt. Bei vielen musikalisch unterlegten Szenen fühlt man sich zuweilen in die Stummfilmära zurückversetzt. Und auch die großartigen Bilder von Kameramann Faraz Fesharaki tragen dazu bei, dass der Film einen regelrechten Sog entwickelt. Hier werden inhaltlich wie formal die Möglichkeiten der Kunstform Kino ausgespielt.
Alexandre Koberidse hat den Film, für den er auch das Drehbuch geschrieben hat, als Abschlussarbeit für die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin gedreht. Er bringt den deutschen Zuschauer*innen darin auch das Alltagsleben in Georgien näher, einem ehemals zur Sowjetunion gehörenden Land im Südkaukasus, das ähnlich wie andere ehemalige Sowjetrepubliken von häufigen Regierungskrisen geplagt ist und keinen leichten Weg zu einem von Russland unabhängigen, souveränen demokratischen Staat geht.
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