DVD-Tipp: »Thief – Der Einzelgänger« (1981)
»Violent Streets«, so der Originaltitel von »Thief – Der Einzelgänger«, war nach mehreren TV-Arbeiten der erste Kinofilm des damals 38-jährigen Produzenten, Autors, Kameramanns, Regisseurs Michael Mann. Gleich die ersten Bilder sind typisch Mann: Großstadt, Regen, glänzender Asphalt. Ein vertikaler Schwenk über Feuertreppen. Unterlegt mit der treibenden Musik der deutschen Elektronikpioniere Tangerine Dream, ohne deren Beitrag der Film ein anderer wäre. Hinzugemischt das Dröhnen schweren Bohrgeräts. Drei Männer gehen ungerührt ihrer Arbeit nach. Einer hört den Polizeifunk ab, der andere manipuliert die Alarmanlage, der Dritte bohrt den Safe auf. Wirft beiseite, was ihn verraten könnte, stiehlt ausschließlich Edelsteine. Dann eine Autofahrt durch nächtliche Straßen, Lichter, die sich auf der Kühlerhaube spiegeln.
»Violent Streets« ist ein moderner Film noir um den Berufsverbrecher Frank (James Caan), der als Jugendlicher ins Justizsystem geriet und ihm neun Jahre lang nicht entkam. Jetzt ist er auf der Jagd nach der verlorenen Zeit und hofft, mit gekonnt durchgeführten Einbrüchen ein bürgerliches Leben mit Frau und Kind gewinnen zu können. Der Traum zerbirst, als ihm Mafia und korrupte Polizisten in die Quere kommen.
Kennzeichnend für Mann ist die Besetzungspolitik. Er buchte die Ex-Polizisten Chuck Adamson und Dennis Farina sowie den Ex-Verbrecher John Santucci als Berater und Schauspieler. Chuck Adamson ersann 1986 die von Mann produzierte Serie »Crime Story«, die vom Aufstieg eines Straßenräubers zur Mafiagröße und damit lange vor »Die Sopranos« im epischen Rahmen vom organisierten Verbrechen erzählte. Dennis Farina spielte die Haupt-, Santucci eine Nebenrolle. Auch in »Miami Vice« traten sie auf, Manns TV-Hit aus dem Jahr 1985.
Dialoge zählten damals nicht zu Manns Stärken, meisterhaft aber, wie er die handwerklichen Passagen inszeniert, inklusive Kamerafahrt direkt ins Bohrloch. Semidokumentarisch, düster, stilbewusst.
Die Pidax-Veröffentlichung enthält neben der Kinoversion den nur geringfügig erweiterten Director's Cut.
VÖ: 28. Januar 2022
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