DVD-Tipp: »Addams Family« (1991)
»Are you unhappy, Darling?«, fragt Gomez (Raúl Juliá) hingebungsvoll und seine Angetraute Morticia (Anjelica Huston) haucht ihm ein lustvolles: »Oh, yes! Completeley« entgegen: In der Familie Addams ist die Wahrnehmung verschoben, was Normalsterbliche beängstigend, bedrohlich oder deprimierend finden, bereitet ihnen Vergnügen und Lust. Umgekehrt finden sie hässlich, was die anderen schön finden, weshalb Morticia etwa die roten Köpfe der Rosen kappt, bevor sie die Stiele in der Vase arrangiert. »Verrückt sein ist relativ«, heißt es schon auf dem Plakat. Erfunden wurde die exzentrische Familie in den 1930er-Jahren von Cartoonzeichner Charles Addams fürs New Yorker Magazin.
Seitdem hat sie viele Wandlungen durchlaufen, als Realfilm und Animation, in Serie und als Spielfilm-Trilogie. Während Tim Burton in einer neuen Netflix-Serie die Highschool-Jahre von Wednesday Addams beleuchtet, lohnt sich ein Blick auf den ersten Kinofilm, zugleich das Regiedebüt des Kameramanns Barry Sonnenfeld. Er wusste sofort, dass er keine klassische Komödie drehen wollte, bezog den Humor stattdessen aus dem Missverhältnis zwischen extremen Ereignissen und gleichmütigen Reaktionen.
»Schön, dass wir eine Familie kennen, die den ganzen ›Wahnsinn‹ für uns auslebt und dabei zugleich in Sachen Zusammenhalt, Liebe, Respekt und Gleichberechtigung vorbildhaft ist«, schreibt Marco Heiter im lesenswerten Booklet-Essay, in dem er neben einer Revision der strengen Kritik von damals viele Querverweise zwischen Cartoon-Vorlage und Verfilmungen sammelt und die Begrifflichkeiten von »verrückt« und »unheimlich« auslotet.
Im Making-of werden auch die Geheimnisse von »Schoßhändchen« Thing, der abgetrennten Hand, gelüftet und wie Sonnenfeld den Kindern eine entsetzte Reaktion auf Morticias bizarre Neuinterpretation des Grimm-Märchens Hänsel und Gretel entlockte. Eine gute Einstimmung auf die Serie »Wednesday Addams«
VÖ: 7. Oktober 2022
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