Starzplay: »Run the World«
© Cara Howe
Ella (Andrea Bordeaux) ist Anfang 30, lebt in New York, schreibt Kolumnen und hat drei gleich alte Freundinnen, mit denen sie sich regelmäßig trifft. Die Ähnlichkeiten zu »Sex and the City« sind so groß, dass sie den Heldinnen selbst ins Auge fallen. Als Ella in der ersten Folge ihrer Freundin Sondi (Corbin Reid) davon erzählt, dass ihr Ex Anderson (Nick Sagar) wieder in der Stadt sei und die daraufhin die Augen rollt, erklärt Ella: »Er ist mein Mr. Big!« Spätestens nach der dritten Folge von »Run the World« wird jedoch klar, dass Anderson mit dem Typus des bindungsscheuen, »Financial Times« lesenden Lebemanns, den Chris Noth als Mr. Big in »Sex and the City« darstellte, herzlich wenig zu tun hat. Und das ist noch die geringste der »Abweichungen«.
Statt in den Cafés und Restaurants der Upper East Side treffen sich Ella und Sondi mit ihren Freundinnen Whitney (Amber Stevens West) und Renee (Bresha Webb) auf den Parkbänken und in den Clubs von Harlem. Zum Zeitpunkt des Serienbeginns ist tatsächlich Ella die einzige Singlefrau unter ihnen: Sondi hat schon vor Jahren etwas mit ihrem Literaturprofessor angefangen und lebt mit ihm und dessen kleiner Tochter so gut wie zusammen. Whitney steckt in den anstrengenden Vorbereitungen ihrer Hochzeit und Renee ist bereits so lange verheiratet, dass sie sich fragt, was aus ihrer Liebe inzwischen geworden ist.
Wie das große HBO-Vorbild nimmt es auch »Run the World« mit den sozio-ökonomischen Verhältnissen nicht ganz so genau. Zwischen den komfortablen Wohnungen, den stets abwechslungsreichen Kleidern und den auch nicht ganz billigen Clubs, die sie besuchen, werden Sorgen um Liquidität jedenfalls nie erwähnt. Fokus ihrer Gespräche sind andere Dinge. Die Männer natürlich, auch der Sex, das persönliche Wohlbefinden und zumindest im Fall von Ella auch das berufliche Vorankommen.
Ella nämlich hat mit ihrem ersten Buch einen Flop erlebt; es wurde von der Kritik verrissen. Nun versucht sie als Reporterin für eine Klatsch-Webseite (»The Hot Tea Digest«) ihr angeschlagenes Selbstvertrauen zu reparieren, was ihr gar nicht so leichtfällt.
Der Tonfall der ersten Folgen ist noch uneben; der Erzählrhythmus schwankt oft zwischen allzu verspielten Stadtansichten und allzu selbstverliebten Dialogen. Wie in vielen Serien dieser Art braucht es seine Zeit, bis man sich als Zuschauer im Erzählkosmos so weit orientieren kann, dass man jenseits der geschliffenen Wortwechsel die Individualität der Charaktere erkennt.
Angenehm ins Auge fällt die Selbstverständlichkeit, mit der die Serie vom afroamerikanischen Alltag erzählt. Sowohl da, wo es um popkulturelle Gemeinsamkeiten wie Carrie Bradshaw und Co. geht, als auch da, wo einschneidende Unterschiede erläutert werden. Etwa wenn die vier sich über ihre Pornovorlieben unterhalten. Sondi kann nur »white porn« gucken, denn sonst müsse sie sofort über die Lohnungleichheit nachdenken, die in der Sexindustrie sicher noch schlimmer sei als in anderen Branchen.
Trailer
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