DVD-Tipp: »Mirai«

 »Ich möchte Animes erschaffen, die den bisherigen Rahmen sprengen«, sagt Mamoru Hosoda im rund einstündigen Bonus­interview, und: »In der Filmwelt ist das Leben noch nicht auserzählt.« Nachdem Hosoda in »Das Mädchen, das durch die Zeit sprang« und »Summer Wars« bereits verschiedene Familienkonstellationen durchgespielt hat, widmet er sich in »Mirai – Das Mädchen aus der Zukunft« dem Verhältnis von Bruder und Schwester, Eltern und Kindern und macht einen Vierjährigen zum Helden. Seinen 2019 für einen Oscar nominierten Film hat er aus einem Traum seines kleinen Sohnes entwickelt, und natürlich ist es kein Zufall, dass der Vater des vierjährigen Kun im Film unverkennbar dieselbe Frisur wie sein Schöpfer trägt. Da fühlt er sich in die Gefühlsturbulenzen seines Sohnes ein, dessen Leben durch die Ankunft einer kleinen Schwester durcheinandergewirbelt wird. Immer wenn der Junge von hilfloser Wut und Eifersucht übermannt wird und zornig ins Freie stürmt, verändert sich auf magische Weise die Welt um ihn herum, und er begegnet Familienmitgliedern aus anderen Zeiten, der Mutter als kleines Mädchen, seiner älteren Schwester aus der Zukunft und dem Urgroßvater. Sie alle helfen ihm, mit seinen Gefühlen umzugehen und seinen Platz in der Welt und dem neuen Gefüge der Familie zu finden.

Nach diversen Ausgaben erscheint diese kleine Perle der japanischen Animationskunst jetzt zusammen mit einem offiziellen »Guide Book«, in dem aus vielen Einzelzeichnungen eine Art Graphic Novel entsteht und die Fülle der Vignetten zur Entstehung des Films zum gedruckten Making-of wird. Das Personal des Films wird vorgestellt, die Schauplätze, die verschiedenen Welten der Vergangenheit, der riesige Bahnhof oder die topografischen Luftbilder von Yokohama. Überlegungen zu Charakterdesign und Farbgebung werden ausgebreitet, die Verwandlung des Gartens in ein Aquarium mit tropischen Fischen, die Entwicklung der Musik und der Soundeffekte, die Nahtstellen zwischen digitaler und gezeichneter Welt und ein langes Interview mit dem Regisseur.

VÖ: 4. Oktober 2019

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