DVD-Tipp: »The Banishing«
»The Banishing« (2020). © Koch Films
Im ländlichen England des Jahres 1938 zieht der neue Gemeindepfarrer mit Frau und Tochter in das Anwesen, das schon sein Vorgänger bewohnte, der mitsamt seiner Ehefrau eines Tages verschwunden war. Haben sie sich wirklich einer Missionstätigkeit in Afrika verschrieben – oder haben sie diesen Ort nicht lebend verlassen, wie manche im Dorf sagen? Welches dunkle Geheimnis birgt das Haus? »The Banishing« entpuppt sich als ein Haunted House Movie der etwas anderen Art, haben doch die Dämonen, die hier ihr Unwesen treiben, etwas mit der Vergangenheit der Bewohner zu tun. Die ist in diesem Fall kompliziert, ist doch die Tochter von Marianne unehelich geboren, die Gnade ihrer Legitimation durch die Heirat der Mutter mit einem Geistlichen lässt der Gottesmann die beiden immer wieder spüren. Und dann ist da noch der Bischof Malachi, der über die Vergangenheit der neuen Bewohner bestens informiert ist. Auch hier hat die Kirche Dreck am Stecken, allerdings einen etwas anderen als jenen, der die Zeitungen der Gegenwart füllt. Dass die Geschichte im Jahr 1938 angesiedelt, wo in der Kino-Wochenschau Nazi-Aufmärsche zu sehen sind, ist kein Zufall, der Zusammenhang stellt sich in der vorletzten Szene des Films her.
Mit seinem Langfilmdebüt »Creep«, in dem er Franka Potente durch die Schächte der Londoner U-Bahn hetzte und dort eine ganz eigene Welt entdecken ließ, hatte der britische Regisseur Christopher Smith 2004 einen guten Einstand. Seine nachfolgenden Filme, darunter »Severance – Ein blutiger Betriebsausflug«, »Triangle« und »Black Death«, mit denen er dem Genre des Fantastischen treu blieb, kamen hierzulande allerdings, nachdem sie beim Fantasy Film Fest auf der großen Leinwand zu sehen waren, kaum noch in die Kinos, auch »The Banishing« erscheint als Home Entertainment-Premiere.
Schon beachtlich, dass Smith für nur 1,75 Millionen Pfund (sein niedrigstes Budget bisher, wie er im Interview erzählt) einen atmosphärisch so dichten Film erschaffen hat, in dem vieles lange in der Schwebe bleibt und der zudem durch seine Darsteller überzeugt, besonders John Lynch (als finsterer Bischof) und Sean Harris (als exzentrischer Hellseher). Das 70minütige Bonusmaterial der Veröffentlichung umfasst ein knappes Making of und informative Interviews mit Jessica Brown Findlay, John Lynch und Christopher Smith (der darin einige bemerkenswerte Parallelen zur Gegenwart andeutet).
VÖ: 24. Juni 2021
The Banishing GB 2020. R: Christopher Smith, D: Jessica Brown-Findlay, John Heffernan, John Lynch. L: 97 Min. Anbieter: Koch films (Blu-ray, DVD).
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