DVD-Tip: »Memory: Über die Entstehung von Alien«

© Atlas Film

2019
Original-Titel: 
Memory – The Origins of Alien
Heimkinostart: 
12.11.2021
L: 
93 Min
FSK: 
16
Woher kommt es?

Zu Beginn ein Insert: Apollontempel, Delphi, Griechenland, 1979. Eine Frauenstimme ruft die Furien herbei, erheben sollen sie sich und Klytemnästras Tod durch die Hand ihres Sohnes Orest rächen. Die Weiberwesen rekeln sich wie Schlangengetier ins Aufrechte und eine von ihnen zischt durch überlange, angespitzte Zähne: »Entgegen lächelt mir der Duft von Menschenblut!« Sind wir im falschen Film?

Als in der folgenden Sequenz die Witwe von Dan O'Bannon – dem Drehbuchautor von Ridley Scotts »Alien« – dessen jugendliche Begeisterung für Science-Fiction schildert und einige Filmhistoriker*innen an die Creature-Horror-Filme der 1940er und 1950er Jahre erinnern, legt sich die Anfangsirritation. Wir betreten das bekannte Terrain der klassischen Dokumentationsdramaturgie, Reminiszenzen illustrer Talking Heads flott und unterhaltsam zu illustrieren. Trotzdem, Furien?!

Der vermeintlich abseitige Einstieg ins Thema erklärt sich mit dem Namen des Regisseurs, der für den in Rede stehenden »Memory: Über die Entstehung von Alien« verantwortlich zeichnet. Alexandre O. Philippe hat schon 2017 mit »78/52« am Beispiel von Alfred Hitchcocks »Psycho« (1960) bewiesen, dass ihm kein Hinweis zu weit hergeholt, keine Andeutung zu abseitig und keine Theorie zu verschworen ist, um sie nicht darzulegen, abzuklopfen, weiterzuführen. Mit eben dieser Gründlichkeit geht Philippe auch diesmal zu Werke und wirft den Ball zunächst weit und quer über jenes Spielfeld, auf dem der von H.R. Giger gestaltete, ebenso unterbewusst-vertraute wie bedrohlich-gefährliche Xenomorph seit 1979 Angst und Schrecken verbreitet. In den Ecken von Geschlechterspannung und Zivilisationskritik und vor dem Hintergrund metaphysischer Konzepte fördert Philippe sodann erstaunliche Erkenntnisse zutage und gibt Antworten auf die beunruhigende Frage nach dem Ursprung. Mit »Memory« gelingt ihm ein weiteres Highlight der Meta-Analyse; es wird nicht nur einem Meilenstein der Filmgeschichte gerecht, es ordnet vor allem dessen kulturhistorische Bedeutung sicher ein.




VÖ: 12. November 2021

Bestellmöglichkeit (DVD/Blu-ray)

 

 

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