DVD-Tipp: »Waiting for the Barbarians«

© Constantin Film

Der Außenposten

In Zeiten, in denen sich Kinobetreiber verzweifelt nach potenziellen Blockbustern oder Geschichten für die große Leinwand sehnen, vermag es zunächst irritieren, dass eine so episch angelegte Literaturverfilmung wie »Waiting for the Barbarians« (nach einem Roman des Nobelpreisträgers John Maxwell Coetzee) mit dem Oscarpreisträger Mark Rylance und den Stars Johnny Depp und Robert Pattinson hierzulande nur als DVD- beziehungsweise Blu-ray-Premiere erscheint. Außerdem sind die opulenten Bilder des bedeutenden Kameramannes Chris Menges (»Killing Fields«, »The Mission«) kinogerecht, erinnern an Wüstenepen wie »Lawrence von Arabien« oder »Himmel über der Wüste«.

Der erste englischsprachige Film des kolumbianischen Regisseurs Ciro Guerra (»Der Schamane und die Schlange«) arbeitet sich am Kolonialismus und Rassismus ab, ein Thema, das bei Veröffentlichung des südafrikanischen Romans 1980 eine noch aktuellere Dimension besaß. Es geht um ein fiktives, nordafrikanisches Land, das von einem nicht näher benannten »Empire« besetzt wurde und überall Außenposten gegen die sogenannten »Barbaren« errichtet hat. In einem dieser Forts hat sich der von Mark Rylance gespielte Magistrat komfortabel eingerichtet. Er ist kunstinteressiert, belesen, beherrscht sogar ein wenig die Sprache der »Barbaren» und regiert nach dem Laisser-faire Prinzip. Bis eines Tages ein brutaler Geheimpolizist als Aufpasser geschickt wird, der mit Folter von gefangenen »Barbaren« Geständnisse erpresst, die einen Vernichtungsfeldzug legitimieren sollen. Gespielt von Johnny Depp als akkurater, gefühlskalter Machtmensch wirkt diese Figur jedoch viel zu eindimensional. Und das ist nur eine Schwäche dieses parabelhaften Films, der zwar im Stil eines bildgewaltigen Leinwandspektakels daher kommt, vom Tonfall aber sehr an Kafka und Beckett erinnert und den Zuschauer eher irritiert als berührt.

Nur im zweiten von vier Kapiteln, als sich der Magistrat einer von den Soldaten gefolterten jungen Frau annimmt, gelingt es Mark Rylance seiner Figur eine Tiefe und Empathie zu verleihen, die einen für den Film einnimmt. Dann passt die Sinnlichkeit der Bilder auch mit dem Erzählten überein. Ins Kino kam die mehrheitlich italienische Produktion übrigens bisher nur in Italien, Russland und in der Ukraine. Auch die Einspielergebnisse blieben ziemlich bescheiden.

 

 

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