Nahaufnahme von Mark Hamill und Carrie Fisher
Carrie Fisher in »Star Wars«
Was haben eigentlich Luke Skywalker und Prinzessin Leia all die Jahre gemacht? Aus gegebenem Anlass: ein Doppelporträt der »Star Wars«-Hauptdarsteller Mark Hamill und Carrie Fisher
Es nützt ja nichts: Selbst wer kein Science-Fiction-Fan ist und »Star Wars« schon mal mit »Star Trek« verwechselt, dem haben sich, sofern alt genug, um im Februar 1978 im Kino zu sitzen, unauslöschliche Bilder eingebrannt. Die fröhliche Fanfare zu der in die Tiefe des Weltraums davonlaufenden Goldschrift im Vorspann erzeugt noch fast 40 Jahre später Gänsehaut. Milchgesicht Luke Skywalker mit seinem Laserschwertgefuchtel und Prinzessin Leia mit ihrer peinlichen bagel bun-Frisur sind allzeit präsent. Mehr Camp geht nicht, doch die unbefangene Naivität dieses intergalaktischen Mummenschanzes hatte etwas Befreiendes. Das B-Movie, an das anfangs außer George Lucas niemand glaubte – »Alec Guinness wäre am liebsten aus der Rolle des Ben Obi-Wan Kenobi wieder ausgestiegen. Er hatte Angst, sich lächerlich zu machen, wenn er in einem Film mitspielt, in dem Affen Raumschiffe fliegen können«, erinnert sich Mark Hamill – wurde Kult, und mit ihm die damals unbekannten Darsteller der ersten »Krieg der Sterne«-Trilogie.
Anders als »Han Solo« Harrison Ford, der in Hollywoods A-Liga aufstieg, haben es Mark Hamill und Carrie Fisher nicht geschafft, dem über Jahrzehnte anschwellenden »Star Wars«-Bohei zu entkommen. Beim Versuch, das type casting zu vermeiden, hat Hamill am Broadway Theater gespielt, blieb aber letztlich dem B-Movie-Universum verhaftet, etwa mit dem Teeniefilm »Corvette Summer« (Zwei heisse Typen auf dem Highway) und John-Carpenter-Horrorfilmen wie »Das Dorf der Verdammten«. Die aus dem Hollywoodadel stammende Carrie Fisher, Tochter von Debbie Reynolds und Eddie Fisher, war in respektablen Nebenrollen, etwa in Woody Allens »Hannah und ihre Schwestern« und in »Harry und Sally«, zu sehen. Ironischerweise aber schlugen die beiden »Star Wars«-Ikonen, bei deren Auftritten stets das »Guck mal, Luke Skywalker/Prinzessin Leia« eingepreist ist, schließlich Filmkarrieren ein, die sie unsichtbar machten.
Beim Tingeln durch TV-Serien landete Mark Hamill in den frühen Neunzigern als punkiger Schurke »Trickster« in der verspielten Comicserie »Flash« einen zweiten kleinen Kulthit. Besonders seine geifernde, sich hysterisch hochschraubende Psychopathenlache kam so gut an, dass Hamill seither ein begehrter Synchronsprecher in Trickfilmen und Computerspielen ist. Vom Joker über Dr. Ripburger bis zu Wolverine hat er alles an freakigen Figuren vertont, was Jungsherzen höherschlagen lässt.
Auch Carrie Fisher verschlug es, allerdings privat, auf die dunkle Seite der Macht. 1987 breitete sie im autobiografisch geprägten Bestseller »Grüße aus Hollywood« (»Postcards From the Edge«) Details ihrer Drogensucht aus. Das Pikante dabei: Schon auf dem Set von »Star Wars« kokste sich die bei Drehbeginn 19-Jährige derart zu, dass selbst John Belushi (der später an einer Überdosis starb) »mir sagte, dass ich ein Problem hätte«. Das Schreiben samt öffentlichen Breittretens ihrer Süchte und psychischen Gebrechen war nicht nur therapeutischer Natur. 2006 ging sie erfolgreich mit ihrer One-Woman-Show »Wishful Drinking« auf Tournee. Und während sie sich vor der Kamera auf Cameos, etwa in »Scream 3«, beschränkte, reüssierte sie unter dem Radar der Öffentlichkeit als script doctor und verlieh Drehbüchern großer Produktionen den letzten Schliff.
Längst haben es die beiden aufgegeben, gegen die Gravitationskraft des Imperiums anzustrampeln, und nehmen ihre Satellitenexistenz mit Humor. Mark Hamill, von Kind an ohnehin mehr an Comics interessiert – »Ich habe mich selber nie als Schauspieler gesehen, ich wollte lieber Comics machen. Nur: Zeichnen konnte ich leider nicht, also habe ich es mal mit Theater probiert« –, tritt auf Fan-Conventions auf und lässt sich als in Coolness gealterter Luke Skywalker bewundern. Auch Carrie Fisher profilierte sich als geschätzte Betriebsnudel, die mit ätzenden Bemerkungen jede Talkshow belebt. Sei es über George Lucas oder ihren Metallbikini in »Die Rückkehr der Jedi-Ritter«, der kürzlich von einem Star Wars-Spielzeug kaufenden Vater bemängelt wurde. »Sag ihnen, dass mich eine riesige Nacktschnecke (Jabba the Hutt) gefangen und anschließend gezwungen hat, dieses dumme Outfit zu tragen. Dann habe ich ihn getötet, weil mir das nicht gefallen hat. Und dann habe ich es ausgezogen. Backstage.«
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