Kritik zu Hangover
Die neue Komödie von Todd Phillips, dem mit »Road Trip« und »Old School« bereits zwei moderne Comedy-Klassiker gelangen, erzählt von einem desaströsen Junggesellenabschied in Las Vegas
Junggesellenabschiede, da muss man sich nichts vormachen, sind nur in den seltensten Fällen so aufregend, wie man sich das vorher ausgemalt hat. Noch schlimmer als ein trostloser Jungsabend ist aber vermutlich einer, bei dem man am nächsten Morgen völlig verkatert in einer völlig verwüsteten Hotelsuite aufwacht und sich an absolut nichts mehr erinnern kann – obwohl die vorangegangene Nacht offensichtlich ungemein ereignisreich war. Genauso ergeht es in »Hangover« den Kumpels Phil, Stu und Alan. Eigentlich wollten die drei Mittdreißiger ihrem Freund Doug eine unvergessliche Bachelor-Party in Las Vegas bescheren. Nun ist das Hotelzimmer ein Schlachtfeld, im Badezimmer sitzt ein Tiger, im Schrank liegt ein Säugling und Bräutigam Doug ist spurlos verschwunden. Der weitere Verlauf der Geschichte ist klar: Die drei verkaterten Kerle müssen die Geschehnisse der Nacht rekonstruieren und ihren Freund wiederfinden, damit er rechtzeitig zu seiner Hochzeit in Los Angeles erscheinen kann.
Die Verwicklungen, in die sie bei ihren Nachforschungen geraten, sind leider weniger amüsant, als man erwarten würde: zu forciert originell sind die Begegnungen mit wütenden Promis, erpresserischen Gangstern und sadistischen Polizisten. Hier verlässt der Film immer wieder jenes Terrain der minimalen Glaubwürdigkeit, die nötig ist, um über eine Situation lachen zu können.
Dass »Hangover« trotzdem eine ziemlich hohe Trefferquote bei den Gags hat, ist vor allem dem Zusammenspiel seiner drei Protagonisten zu verdanken. Gerade weil der arrogante Macho Phil, der spießige, von seiner Frau unterdrückte Zahnarzt Stu und der anarchische Alan regelmäßig aneinander vorbeireden, sind ihre Diskussionen darüber, was als Nächstes zu tun sei, so amüsant: Der Nonsense der Dialoge wirkt nicht aufgesetzt, weil er sich ganz natürlich aus den unterschiedlichen Weltbildern der Charaktere entwickelt.
Es ist dabei von großem Vorteil, dass Regisseur Todd Phillips auf Darsteller setzt, die noch nicht auf feste Rollenklischees festgelegt sind. Vor allem Ed Helms als grimassierender Softie Stu und Zach Galifianakis als grenzdebiler Alan erweisen sich als echte Entdeckungen. Beide haben ein unerhörtes Gespür für Timing und den richtigen Tonfall, um das komödiantische Potenzial einer Situation auszuspielen. Galifianakis etwa bleibt gerade dann lakonisch, wenn es allzu absurd wird, und Helms reagiert hysterisch, wenn eigentlich nichts wirklich Spektakuläres passiert. Die charmantesten Gags ergeben sich denn auch aus den beiläufigen Situationen, in denen Phil, Stu und Alan einfach miteinander agieren: Der Versuch, sich aus einer verzwirbelten Handschelle zu winden beispielsweise, oder die Reaktionen, als sie der Ursache ihres Gedächtnisverlusts auf die Spur kommen.
Angesichts der komödiantischen Feinheiten solcher Szenen hätte es die überdrehte Storykonstruktion gar nicht gebraucht. Denn für eine Komödie gilt letztlich das Gleiche wie für einen gelungenen Junggesellenabschied: Wenn die Typen gut getroffen sind, ergibt sich alles andere fast von selbst.
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