Kritik zu Taxi
In den 80er Jahren situiertes Roadmovie nach dem Roman von Karen Duve: Alex schmeißt ihren Job bei einer Versicherung hin und driftet als Taxifahrerin durch die Nacht – auf der Flucht vor sich selbst
Peter Dinklage, nicht zuletzt durch »Game of Thrones« der Star unter den kleinwüchsigen Darstellern, spielt in »Taxi« mehr als nur eine Nebenrolle. Der Amerikaner mit deutsch-irischen Wurzeln verleiht dieser Kinoproduktion von Autorin Karen Duve und Regisseurin Kerstin Ahlrichs für wenige Momente internationales Flair. Doch an seinen Auftritten muss sich der ganze Film messen lassen. Es ist ja häufig so, dass die Überführung eines Buches in den Film, der Kuh in den Brühwürfel, wie John Le Carré einmal sagte, nicht gelingt. Bei »Taxi« ist das besonders erstaunlich, weil Romanautorin Karen Duve das Drehbuch selbst übernahm. Doch was mich an dem Roman faszinierte, die spezifische Situation unter den Taxifahrern, ihr Dünkel, ihre immerwährende Bereitschaft und der Mangel an Kalkül, all das ist hier in banale Bilder aufgegangen, die zwar sichtbar aus einer anderen Zeit stammen, sich aber nicht weiter exponieren.
Dafür konzentriert sich der Film auf seine Hauptdarstellerin Alex (Rosalie Thomass), die ihre Ausbildung bei einer Versicherungsgesellschaft hinschmeißt, bei ihrer überversorgenden Mutter auszieht und sich als Taxifahrerin durchschlägt. Dabei beginnt sie erstmal eine überstürzte Liebesgeschichte mit dem coolsten der Kollegen (Stipe Erceg) und landet dann im Bett eines ehemaligen Studienfreundes (Peter Dinklage), der nicht nur zwei Köpfe kleiner ist als sie, sondern eher eine feste Beziehung sucht statt unverbindlichen Sex. Aber Alex ist erstens schon irgendwie gebunden – und, als das vorbei ist, nicht bereit für etwas Festes. Doch anstatt das zu problematisieren, bleibt der Film in eben jenen unverbindlichen Oberflächlichkeiten stecken, die er eigentlich hatte darstellen wollen. An einer Stelle kauft Peter Dinklage ein Bild von seinem Nebenbuhler, das die nackte Alex zeigt. »Da bin ich drauf«, entrüstet sich diese, »das darfst Du nicht verkaufen.« In dieser Szene offenbart sich das ganze Manko des Films. Zum einen ist das Bild nicht mehr als eine Fleißarbeit aus dem Kunstkurs der gymnasialen Oberstufe, zweitens ist Alex dort kaum zu erkennen, und drittens ist es als Kunstwerk schon gar nicht repräsentativ für einen lernenden Menschen. Auch der Film nimmt die Darstellung zu oft als Wirklichkeit, kümmert sich dann aber nicht um Plausibilität und Logik. 200 Mark pro Nacht will der Taxi-Unternehmer sehen, halbe-halbe, macht 100 pro Nase. Das ist selbst in den Goldenen Siebzigern etwas hoch gegriffen, aber sei's drum. Doch schon ein paar Szenen weiter ist er so pleite, dass er die Wagen selbst reparieren muss, und kaum ein paar Minuten später streiten sich die Fahrer, wer die neu angeschafften Jettas fahren muss. Natürlich bekommt Alex ihren Mercedes.
Der Film ist holprig erzählt und vermeidet Höhepunkte ebenso wie erotische Szenen, dabei geht es doch die ganze Zeit um die Verbindlichkeit von Sex. Auch das Motiv Taxi kommt zu kurz und verschwindet mit der gesamten erzählerischen Struktur in der Aneinanderreihung von Einzelszenen. Bei allem spröden Charme, den Rosalie Thomass dem Film verleiht, ist er als Ganzes zu unkonzentriert.
Kommentare
Film-Kritik
Sehr geehrter Herr Sonnenschein,
beim Lesen Ihrer Kurzkritik ist mir aufgefallen, dass Sie einen anderen Film gesehen haben müssen, weil Karen Duve's Film spielt Mitte der 80er in Hamburg.
Gute Reise
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