Kritik zu Ant-Man
Der kleinste und vielleicht menschlichste der Marvel-Superhelden erlebt seine Leinwandpremiere: Paul Rudd spielt den Ameisenmann in einer Comicverfilmung, die mehr Heistmovie denn Action-Materialschlacht ist
Small is beautiful! Der Protagonist des jüngsten Marvel-Films ist der Meistereinbrecher Scott Lang (Paul Rudd), der sich auf Ameisengröße verkleinern und zudem Ameisen kontrollieren kann. Der Erfinder dieser Technik, Dr. Hank Pym (Michael Douglas), aus seinem eigenen Unternehmen vor Jahren hinausgedrängt, hat erfahren, dass es seinem Ziehsohn Darren Cross (Corey Stoll) mittlerweile gelungen ist, seine bahnbrechende Erfindung zu duplizieren. Seinerzeit hatte sie Dr. Pym für sich behalten, weil er befürchtete, dass sie für militärische Zwecke eingesetzt werden könne – genau das steht jetzt unmittelbar bevor. Also muss er einen geeigneten Menschen finden, der im Ant-Man-Anzug in das Labor eindringen kann, eben Scott Lang.
Wieso gerade er, fragt Lang Dr. Pym, könne er nicht einfach die Avengers rufen? Die seien gerade damit beschäftigt, eine Stadt zu versetzen, antwortet der. Das ist nicht nur ein augenzwinkernder Verweis auf das spektakuläre Finale des vorangegangenen Marvel-Films, »Avengers: Age of Ultron«, sondern funktioniert auch als programmatisches Statement: small is beautiful – kein Overkill diesmal, bei dem auch noch ein halbes Dutzend Helden um die zur Verfügung stehende Filmzeit miteinander konkurriert, vielmehr eine geradlinige Geschichte mit einem überschaubaren Personal und einer begrenzten Anzahl von Schauplätzen. Mit Paul Rudd hat man zudem die Titelrolle mit einem Darsteller besetzt, der für seine Komödienrollen bekannt ist und für eine entsprechende Leichtigkeit sorgt. Die wird auch unterstrichen durch seine drei Sidekicks, Spezialisten auf ihrem kriminellen Gebiet zwar, aber auch ein wenig unterbelichtet. Dr. Pym hat zudem eine schöne Tochter (Evangeline Lilly), die für ihn im Unternehmen die Pläne der Bösen ausspäht, aber auch über genügend Schlagkraft verfügt, um Scott Lang für seine Mission zu trainieren.
Dieses Training ist zugleich eine Lektion in Bescheidenheit, dem Klarkommen mit der eigenen geschrumpften Größe und der Kommunikation mit den Ameisen. Dabei gerät der Ant-Man anfangs in Situationen, die direkt aus Jack Arnolds Klassiker »The Incredible Shrinking Man« stammen könnten, etwa wenn er vor der Hauskatze flüchten muss.
Ursprünglich sollte der Brite Edgar Wright (»Shaun of the Dead«) inszenieren, doch nun zeichnet Peyton Reed als Regisseur verantwortlich, der zuletzt den Jim-Carrey-Film »Der Ja-Sager« inszeniert hatte. Wright hätte sicherlich einen schrägeren Film vorgelegt, in dem möglicherweise die Schuldgefühle von Dr. Pym noch ausgeprägter gewesen wären und der dafür auf die Beziehung Scott Langs zu seiner kleinen Tochter und zu seiner Exfrau verzichtet hätte. So ist »Ant-Man« ein nettes Intermezzo vor der nächsten Marvel-Materialschlacht; im dritten Avengers-Film wird er ebenfalls eine Rolle spielen, während hier ein Auftritt von Captain Americas neuem Sidekick »The Falcon« (Anthony Mackie) zur Anbindung an das Marvel-Universum sorgt.
Kommentare
Ant-Man
Schöne Kritik. Ich kann dem im Wesentlichen zustimmen. Ant-Man ist mit Sichherheit kein Dark Knight, aber als actiongeladener feel-good Superhelden-Film funktioniert er allemal.
Meine Kritik findest du unter: http://www.superheldenkino.de/filme/ant-man-filmkritik.
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