Kritik zu Machete
Für alle, die wissen wollen, was »Mexploitation« ist: Robert Rodriguez transportiert mit dem ewigen Nebendarsteller Danny Trejo in der Hauptrolle das asiatische Rächergenre ins Amerikanische
Zwei in die Jahre gekommene Recken des Actionfilms hatte Sylvester Stallone für »The Expendables« sträflicherweise übersehen. Robert Rodriguez ist für ihn nun in die Bresche gesprungen. Der ehemalige Slipper- und Leinensakkoträger Don Johnson und ein beachtlich in die Breite gegangener Steven Seagal gehören zu den heimlichen Stars im »Mexploitationfilm« »Machete« – womöglich der erste Film der Kinogeschichte, der auf einem Trailer basiert. Wir erinnern uns: »Machete« war einer der Faketrailer, die Tarantino und Rodriguez zwischen ihre Grindhouse-Filme platziert hatten. Während Fans weiter sehnsüchtig auf Rob Zombies »Werewolf Women of the SS« warten müssen, hat sich Rodriguez kurzerhand einen Jugendtraum erfüllt.
Machete ist bestes Bahnhofskino, mit einem Ensemble, das sich für den gehobenen B-Film geradezu empfiehlt: ein früh gefallenes Sternchen (Lindsay Lohan), ein Altstar (Robert De Niro), eine Splatterfilm-Ikone (Tom Savini), eine toughe Latina, die leider kaum noch aus diesem Rollenschema ausbricht (Michelle Rodriguez) und ein Hauptdarsteller, dessen Gesicht Furchen wie der Grand Canyon aufweist (Danny Trejo). Ein Kritiker hat den ewigen Nebendarsteller Trejo einmal als mexikanischen Charles Bronson beschrieben, und so ganz falsch liegt er mit dieser Einschätzung nicht. FBI-Mann Cortez ist kein Mann der vielen Worte. Stattdessen lässt er lieber sein Lieblingsspielzeug (sie ahnen es bereits: eine Machete) sprechen – und Rodriguez gibt Trejo hierfür großzügig Gelegenheit.
Der Film hat die Herzen von Splatterfans schnell erobert. Schon im Prolog arbeitet Trejo sich durch die Reihen der Gangster. Extremitäten fliegen, Köpfe rollen. Am Ende aber sind Frau und Tochter tot, ermordet vom mexikanischen Kartellboss Torrez (Seagal). Cortez ist gezwungen unterzutauchen und wird im Untergrund zur Legende mit Spitznamen »Machete«. Jahre später taucht er im mexikanisch-amerikanischen Grenzland wieder auf, wo ihn ein windiger Geschäftsmann anheuert, um einen rassistischen Senator (De Niro) umzubringen, der in seiner Freizeit mit einer Privatmiliz Jagd auf illegale Einwanderer macht – die dann wiederum der lokalen Ökonomie als Arbeitskräfte fehlen. (So realistisch ist das stets als reaktionär geschmähte Exploitationkino allemal: Von illegaler Einwanderung profitieren sowohl Ausbeuter als auch Ausgebeutete) Doch Machete ist nur der Bauer in einem weit größeren Komplott, und als das Attentat misslingt, findet er sich zwischen allen Fronten wieder: den Gangstern, einer jungen FBI-Agentin (Jessica Alba) und einer geheimen Organisation, die mexikanischen Flüchtlingen in den USA eine neue Existenz verschafft.
An »Machete« zeigt sich auch sehr anschaulich das Verhältnis, das Rodriguez zum Genre pflegt. Der grelle Humor funktioniert am besten in den Wahlspots von De Niro, die an Zynismen kaum zu übertreffen sind. Auf langer Strecke aber geht »Machete« der Atem aus. Der Film macht Spaß – der Trailer ist trotzdem besser.
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