Kritik zu Freundschaft Plus

© Paramount Pictures

2011
Original-Titel: 
No strings attached
Filmstart in Deutschland: 
17.02.2011
L: 
108 Min
FSK: 
12

Im neuen Film von Ivan Reitman versuchen Natalie Portman als überarbeitete Medizinstudentin und Ashton Kutcher als frustrierter TV-Serienproduktionsassistent eine rein sexuelle Beziehung zu führen. Das geht nicht lange gut

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Was ist nur mit Ivan Reitman passiert? Der Mann, der uns Filme wie »Ghostbusters«, »Twins« und »Ich glaub' mich knutscht ein Elch« gegeben hat, bekommt als Regisseur seit 1993 (dem Jahr seiner hübschen Präsidentschaftssatire »Dave«) keinen Fuß mehr auf den Boden. Nach seiner letzten Regiearbeit, der bemitleidenswert unlustigen Science-Fiction-Komödie »Evolution« aus dem Jahr 2001, trat er denn auch nur noch als Produzent sowie als Vater des heute wesentlich erfolgreicheren Jason Reitman in Erscheinung.

Nun meldet Reitman senior sich mit der Komödie »Freundschaft Plus« als Regisseur zurück. Und es ist ein Trauerspiel, diesem altgedienten Filmemacher dabei zuzusehen, wie er vergeblich versucht, ein unausgegorenes Drehbuch und seine biedere Erzählweise mit ein wenig Judd-Apatow-Stilistik aufzupeppen. Ashton Kutcher spielt einen romantisch veranlagten Typen aus Los Angeles, der aus Liebeskummer auf die Jagd nach einem One-Night-Stand geht. In Natalie Portman findet er eine willige Partnerin für einen Quickie – und kann nicht fassen, dass sie hinterher keinerlei Interesse mehr an ihm zeigt. Adam und Emma einigen sich auf eine Art Experiment: Sie werden eine rein sexuelle Beziehung führen, bei der jeder dem anderen zu jeder Tagesund Nachtzeit für die Befriedigung körperlicher Gelüste zur Verfügung stehen muss. Sollte einer von ihnen beginnen, mehr zu empfinden, wird die Affäre beendet – wobei natürlich beide denken, dass es den anderen zuerst erwischt.

Nach einer auf witzig getrimmten Montage, die Adam und Emma beim Sex in verschiedensten Situationen zeigt (natürlich stets in mainstreamtauglicher Züchtigkeit), folgen ermüdende emotionale Pirouetten um die Frage, ob die zwei nicht vielleicht doch ein richtiges Paar werden sollten. Das Problem bei der Sache: Als Zuschauer hat man da längst das Interesse verloren, an einem Typen, dessen interessantester Charakterzug ein Vaterkomplex ist, und an einer Frau, die sich selbst stolz als »Schlampe« bezeichnet. Das subversive, vielleicht sogar feministische Potenzial dieser Umkehrung des üblichen Klischees von der romantischen Frau, die den leichtlebigen Mann bekehrt, bleibt komplett ungenutzt. Nicht einmal die offenkundig angestrebte Screwball-Spritzigkeit will sich angesichts gähnend langweiliger Dialoge und peinlich überzeichneter Nebenfiguren, darunter Kevin Kline als sexbesessener Esoterikvater, einstellen. Am spannendsten ist noch der Kontrast zu Portmans letzter Rolle als verklemmte Ballerina in »Black Swan«, in der sie ironischerweise ungleich mehr Charisma und Sexappeal verströmte.

Ivan Reitman tendierte in seinen Filmen immer wieder zu einer etwas reaktionären Moral. So dient die Ausgangssituation in »Freundschaft Plus« vor allem dazu, die unbefriedigende Oberflächlichkeit von schnellem Sex und einem Leben nach dem Lustprinzip vor Augen zu führen. Nicht umsonst spielt die letzte Szene auf einer Hochzeitsfeier. Diese Moral mag zum Standard romantischer Komödien gehören. Aber etwas eleganter sollte man sie dann doch unters Publikum bringen.

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