Kritik zu Becks letzter Sommer

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Nach seinem Regiedebüt, der Studentenkomödie »13 Semester« befasst sich ­ Regisseur Frieder Wittich erneut mit einem späten Karriereschwenk – mit Christian Ulmen als missgelauntem Lehrer und verhindertem Rockmusiker

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»Those who can, do; those who can't, teach« – dieser Spruch trifft auf Robert Beck nicht zu. Denn als Musiklehrer ist er eine Fehlbesetzung, ein schluffiger Pauker, ständig zu spät, angeödet von seinen Schülern. Kann er wenigstens selbst Musik machen? Zumindest bis er aus Versorgungsgründen Beamter wurde, tobte er als Leadsänger einer Rockband über die Bühne. Die guten alten Zeiten kommen ihm wieder in Erinnerung, als er sich eines verlorenen Schülers annimmt. Denn der stille Rauli, der aus Litauen stammt, greift sich Becks Fender Stratocaster und spielt wie ein junger Gott. Beck, von E-Gitarrenklängen aus seiner Lethargie gerissen, will das junge Talent managen und selbst als Songschreiber wieder einsteigen. Auf einmal gelingt ihm alles, Rauli erregt das Interesse eines Musikproduzenten, Beck begegnet einer neuen Liebe und arbeitet mit Elan an einer zweiten Chance. Doch nach kurzem Höhenflug scheinen ihm sukzessive alle Felle davonzuschwimmen.

In der Verfilmung von Benedict Wells' Künstlerroman steckt eine gute Portion von »Inside Llewyn Davis«, jener lakonischen ­Coen-Tragikomödie über einen scheiternden Folksänger, der sich immerzu selbst ein Bein stellt. Bei »Llewyn Davis« war Bob Dylan der unerreichbare Maßstab, und auch Wells hat die Romankapitel nach Dylan-Songs benannt. In der Verfilmung ist von diesem musikalischen Subtext (wie wohl von vielen anderen Pointen) nur die Aufteilung in eine A- und B-Seite übrig geblieben. Regisseur Frieder Wittich, der nach seiner hübschen Studentenkomödie »13 Semester« erneut mit Oliver Ziegenbalg das Drehbuch verfasste, beweist diesmal eine weniger glückliche Hand. Wie in »13 Semester« geht es um einen späten Karriereumschwung. Und wer könnte den Mann, der im Leben stets zu spät kommt, besser spielen als Christian »Herr Lehmann« Ulmen – den Wells schon beim Romanschreiben im Sinn hatte?

Ulmen »sitzt« denn auch auf seiner Paraderolle eines Frustrierten, der dazu verurteilt scheint, Sand statt Öl im Getriebe der Welt zu sein. Becks zweites künstlerisches Erwachen, bei dem er sich zwischen seinem unerfüllten Ehrgeiz und der Rolle eines uneigennützigen Mentors entscheiden muss, hat durchaus Tragik. Auch der argentinische Newcomer Nahuel Pérez Biscayart als Rauli und die Filmmusik von Bonaparte sind gut gewählt. Doch wenn Rauli, Beck und sein verrückter Kumpel und Exbandkollege Charlie auf große Fahrt gehen und sich die Tragikomödie zum Roadmovie wandelt, verliert die Handlung paradoxerweise an Fahrt. Der Eskapismus (selbst wenn er so in der Vorlage drinsteht) wirkt kaum motiviert und erscheint als billiges Reißausnehmen vor Drehbuchproblemen. Bald überfrachtet mit halbgaren Charakteren und konstruierten Wendungen, zeigt die Inszenierung zudem einen Mangel an Witz, an Charme und leider auch an Sorgfalt, der nach vielversprechendem Beginn abtörnend wirkt. Wie der lahme Comeback-Versuch eines Musikers, der Drive und Inspiration verloren hat.

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