Kritik zu Entourage
Mehr vom Gleichen: Doug Ellin spinnt in der Kinoversion der von ihm mitkreierten Serie frei nach Mark Wahlberg die Erzählung rund um den Hollywoodjungstar Vince und seine Bande fort. Diesmal will Vince Regie führen
Hollywood ist eine endlose Party, auch global: Die erste Sequenz dieses Films spielt auf einer Luxusjacht vor der Mittelmeerküste. Dort tröstet sich Jungstar Vince mit einer Unzahl von Bikinischönheiten über das Scheitern seiner neuntägigen Ehe hinweg. Die wahre Party steigt jedoch erst, als seine Entourage an Bord kommt, seine Jugendfreunde aus Queens, New York. Die sind vor Jahren seiner Einladung nach L.A. gefolgt und sonnen sich seitdem in seinem Ruhm: sein älterer Halbbruder Johnny »Drama« Chase (dessen Schauspielerkarriere sich bisher weitgehend auf C-Pictures beschränkte), sein Manager Eric »E« (der sich zuvor als Pizzabäcker betätigte) und sein Fahrer Turtle, der sich mittlerweile vom Drogenbeschaffer zum Betreiber eines Alkoholvertriebs hochgearbeitet hat. Acht Staffeln (zwischen 2004 und 2011) lang beschwor die HBO-Serie Entourage Männerkumpanei und den hedonistischen Lifestyle der Hollywood-Player; auch wenn sich die Beteiligten dabei gelegentlich blutige Nasen holten, war das kein Anlass, länger in sich zu gehen und etwas zu ändern.
Die Kinoversion, geschrieben und inszeniert von Doug Ellin, dem kreativen Kopf hinter der Serie, bleibt diesem Konzept treu. Mit dem Resultat, dass der Film nun eher wie ein mehrteiliges Serien-Special wirkt, auch wenn der Ausgangspunkt der Geschichte diesmal ein 100-Millionen-Dollar-Film ist. In »Hyde«, so der Titel dieses Films im Film, soll Vince einen DJ mit Superkräften verkörpern. Produzent ist sein ehemaliger Agent Ari Gold, der mittlerweile zum Studioboss aufgestiegen ist. Dass Vince die Bedingung stellt, dabei auch Regie zu führen, ist allerdings eine bittere Pille, die Ari erst einmal schlucken muss. Jetzt fordert Vince 15 Millionen für Nachbesserungen, will aber den Rohschnitt Ari nicht zeigen, bevor er nicht nach seinen Vorstellungen fertiggestellt ist – schließlich ist er Künstler.
Der Fokus des Films – wie schon der Serie – liegt auf der Freizeitgestaltung der Gruppe, eher selten sieht man Vince am Set. Die Frage, ob er außer seinem gutem Aussehen auch noch über schauspielerisches Talent verfügt, bleibt auch hier offen. Ansonsten versuchen er und noch mehr seine Entourage, Berühmtheit und Beziehungen vorrangig dafür zu benutzen, Frauen herumzukriegen. Was sie immer wieder in Schwierigkeiten bringt und den Zuschauer eine gewisse Schadenfreude verspüren lässt.
Die Chuzpe von Mark Wahlberg, der bei Serie wie Film als Mitroduzent verantwortlich zeichnet (angeblich basiert die Serie auf Erlebnissen, die er hatte, als er seine Hollywoodkarriere begann), dem Film im Film am Ende einen von zahlreichen fiktiven Golden Globe Awards zu verleihen, kann man schon fast bewundern. Einzig dass dieser »Hyde« zur Finanzierung auf Geldgeber außerhalb Hollywoods angewiesen ist und Ari sich deshalb einmal eigens nach Texas begeben muss, um dort einen industriellen Selfmademilliardär (souverän: Billy Bob Thornton) darüber zu beruhigen, dass seine Investition nicht in den Sand gesetzt werde, wirkt wie ein Einbruch der Realität des Jahres 2015.
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