Kritik zu Herz aus Stahl

© Sony Pictures

»Der beste Job, den ich je hatte«: Brad Pitt spielt in David Ayers klassizistischem Kriegsfilm einen knallharten Panzerkommandeur

Bewertung: 4
Leserbewertung
2.666665
2.7 (Stimmen: 3)

Der Autor und Regisseur David Ayer gehört zu den unterschätzten Professionals des amerikanischen Kinos. Er hat die Drehbücher zu Ron Sheltons exzellentem Cop-Film Dark Blue und zum Klassiker The Fast and the Furious geschrieben und mit Harsh Times und End of Watch zwei hervorragende Genrebeiträge inszeniert. Seine Filme handeln von Machismo und Menschlichkeit unter widrigsten Umständen, in den besten Momenten erinnern seine Geschichten über Männerbünde an Klassiker des frühen Hollywood.

Auch mit seinem neuem Film Herz aus Stahl bewegt er sich auf klassischem Terrain. Ein Weltkriegsfilm alter Schule, filmisch in zeitgemäß blutiger Aufbereitung, dramaturgisch originell durch den Fokus auf die Männer für die brachialen Sachen: die Panzerdivision. Die Geschichte spielt in Deutschland im April 1945. Dorf für Dorf drängen die Alliierten die letzten Wehrmachtssoldaten zurück. Einer der erfahrensten Kämpfer ist der amerikanische Panzerkommandeur Don Collier, gespielt von Brad Pitt: »Ich habe Deutsche in Afrika getötet, jetzt töte ich Deutsche in Deutschland«, fasst er seine Mission zusammen. Fast kommt er einem wie ein amerikanisches Pendant zur titelgebenden Figur in Sam Peckinpahs Steiner vor. Prägnant gezeichnete Archetypen, keine Klischeefiguren, sind auch Colliers Kameraden: ein impulsiver Redneck, ein Mexikaner mit großer Klappe und ein gottesfürchtiger Kanonier mit dem Spitznamen »Bible«, sehr überzeugend verkörpert von dem überraschend »erwachsen« gewordenen Shia LaBeouf. Ayer romantisiert die Rohheit dieser Männer so wenig, wie er sie verurteilt. Aber als der Grünschnabel Norman zu der Crew stößt, werden die abgestumpften Veteranen durch die moralische Perspektive des Neulings an ihre eigene, längst begrabene Unschuld und Menschlichkeit erinnert. In einer der stärksten Szenen versuchen Collier und Norman in der Wohnung zweier deutscher Frauen so etwas wie »Normalität« aufkommen zu lassen: Man kocht, flirtet, rasiert sich, spielt Klavier. Es sind aber nur Minuten, bis das Viehische des Krieges die gespielte Idylle zerstört.

Mit seinen wütenden Schlachtenszenen bildet Fury, so der passendere Originaltitel, die perfekte Ergänzung zu The Imitation Game, der den Zweiten Weltkrieg aus Perspektive der daheimgebliebenen Strategen schildert. Ayers Bildwelten changieren dabei zwischen Horrorkino und Malerei, zwischen Zombiewelt, Goya und Hieronymus Bosch. Die Soldaten ziehen durch ein schwarzverbranntes Deutschland, Leichen pflastern die matschigen Wege, mit totenstarrem Blick ziehen Flüchtlinge vorüber, von Laternenmasten baumeln aufgeknüpfte Zivilisten. Und natürlich muss man bei Pitts Nazijäger auch an seine Rolle in Inglourious Basterds denken – nur dass er diesmal eine Balance zwischen Unerbittlichkeit und Menschlichkeit halten darf, anstatt Gefühlsregungen mit einem lockeren Spruch beiseitezuwischen. In seinem unbändigen Hass erinnert Collier ein wenig auch an John Waynes Ethan Edwards in The Searchers: Ein rastlos Getriebener, der nur im Kampf ganz bei sich zu sein scheint.

Meinung zum Thema

Kommentare

der film war brutal und blutig - ja! doch völlig einseitig und die deutschen, als überdumm dargestellt. wären die deutschen tatsächlich so dumm gewesen, waren haben dann die alliierten sechs jahre gebraucht um diese dummen deutschen zu besiegen?

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