Buch-Tipp: Malte Hagener – Splitscreen
Splitscreen, das innerlich gerahmte und geteilte Bild: Bereits früh in der Filmgeschichte wurde mit diesem Mittel der Gleichzeitigkeit experimentiert, etwa als Abel Gance in »Napoleon« (1927) auf diese Weise das Breitwandformat vorwegnahm. Er erweiterte die Leinwand allerdings noch in Parallelprojektionen. Ein jüngeres Publikum dürfte in Quentin Tarantinos »Kill Bill 1« (2003) mit dem Splitscreen konfrontiert worden sein. Immer geht es um Gleichzeitigkeit, um die Synchronität mehrerer Handlungen und unterschiedlicher Schauplätze. Splitscreen ist ein genuin filmisches Mittel.
Über 15 Jahre hat der Autor Malte Hagener zum Phänomen des geteilten Bildes geforscht und legt nun eine chronologisch geordnete Sammlung seiner Fachartikel zum Thema vor. Im Zentrum seiner Argumentation steht der Spielfilm, der sich dieses immer etwas exponiert anmutenden Stilmittels die ganze Filmgeschichte hindurch bedient – besonders prägnant in späteren Klassikern wie »Bettgeflüster« (1960), »Grand Prix« (1966), »Der Frauenmörder von Boston« (1969) und natürlich bei Brian De Palma, dem hier ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Hagener vertritt die These, man könne dessen Werk allein über dieses spezifische Stilmittel erschließen. Dazu kommen Blicke auf Werbung, die bildende Kunst und die Avantgarde. Obwohl nicht als Buch konzipiert, funktionieren die Texte gut in dieser Gesamtschau. Die eigentliche Stärke von Hagener liegt in der materialorientierten Diskussion, nah am filmischen Beispiel. So teilt er spannende Beobachtungen zu John Frankenheimer, Richard Fleischer oder Michael Wadleighs »Woodstock«. Für ein nichtakademisches Publikum könnte das Buch in diesem Umfang zu speziell sein, mit fachlich interessiertem Blick auf das Thema lohnt es sich. Zudem ist es sorgfältig gestaltet mit großformatigen Farbfotos und stabiler Fadenheftung.
Malte Hagener: Splitscreen. Das geteilte Bild als symbolische Form in Film und anderen Medien. Bertz + Fischer, Berlin 2024. 240 S., 34 €.
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