Kritik zu Spirit in the Blood

© Weltkino

Eine Gruppe von Mädchen kämpft im Regiedebüt von Carly May Borgstrom gegen böse Geister

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Der Umzug in eine kleine, tiefreligiöse Gemeinde (in der ihr Vater aufwuchs) ist nicht unbedingt das, was die 14-jährige Emerson sich von ihrer Zukunft erhofft hat – in der Schule wird ihr sogleich die Außenseiterrolle zugeschrieben. Immerhin freundet sie sich mit ihrer Klassenkameradin Delilah an, die wegen ihrer dunkleren Hautfarbe ebenfalls nicht wohlgelitten ist. Emerson flüchtet sich in Tagträume und in die Lektüre von Comics. Die vermitteln ihr auch die Vorstellung von dunklen Geistern, die im Wald hausen. Und hat sie nicht selbst im Wald ein unheimliches zotteliges Wesen gesehen? Könnte das verantwortlich sein für den Tod der 15-jährigen Rebecca, die spurlos verschwand und deren sterbliche Überreste gerade gefunden wurden? Soll Emerson sagen, was sie gesehen hat, wo doch Lehrer und Pfarrer einen Berglöwen als Täter ausgemacht haben? Und was soll sie tun, als Delilah ihr vorschlägt, die dunklen Geister zum Leben zu erwecken, wo sie ihr doch gerade gesagt hat, dass sie das aus einem Comic hat? Aber vielleicht sind sie doch realer, als Emerson glaubt. Jedenfalls können die beiden einige weitere Mädchen aus ihrer Klasse dafür begeistern: Wenn sie sich im Wald eine Kriegsbemalung auflegen, laut herumspringen und einen Joint rauchen, dann wirkt das schon ziemlich befreiend. Aber dann taucht eine weitere Mädchenleiche auf, und das »Monster« erweist sich am Ende als höchst real.

Horror und Erwachsenwerden, das schien in den letzten Jahren eine Domäne des skandinavischen Films, von »Let the Right One In« (2008) bis hin zu »The Innocents« und »Hatching«. Wahrscheinlich ist es aber ein weltweites Phänomen, wofür etwa der indonesische Film ­»Tiger Stripes« spricht, der 2023 die Festivalrunde machte. Allerdings etablierte sich schon 1985 mit Rob Reiners Stephen-King-Adaption »Stand by Me« ein Klassiker der Gattung.

Gerade in den letzten Jahren stehen diese Filme für weibliches Empowerment, das gilt auch für das Regiedebüt der kanadischen Regisseurin und Autorin Carly May Borgstrom (die in Hamburg lebt), entstanden als deutsch-kanadische Koproduktion. Ob sie nur blutig oder auch mit einem bestimmten Optimismus enden wird, bleibt lange in der Schwebe.

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