Amazon: »Those About To Die«

»Those About To Die« (Staffel 1, 2024). © Peacock TV LLC.

© Peacock TV LLC.

Geächze und Gestöhne

Die Frage »Wie oft denken Männer ans Römische Reich?« war einer der kuriosen Social-Media-Trends des vergangenen Jahres. Angefangen vom Instagram-Post einer Schwedin, die das Resultat einer Umfrage unter Freunden öffentlich machte, wunderte sich die Internet-Öffentlichkeit darüber, dass die häufigste Antwort lautete: mindestens ein Mal am Tag. Die Serie »Those About to Die« gibt auf ihre Weise Aufschluss darüber, warum das so ist. Meuchelmorde in dunklen Gassen, wüste Wagenrennen, Gladiatorenblut im Sand, protestierende römische Massen und entblößte Sklavenleiber. Brot und Spiele, Sex und Gewalt – in dieser Lesart ist das Römische Reich nichts anderes als der Urstoff aller »pulp fiction«.

Als Regisseure zeichnen Roland Emmerich und Marco Kreuzpaintner verantwortlich, geschrieben hat die Serie der Amerikaner Robert Rodat, Autor unter anderem von »Saving Private Ryan« und Emmerichs »10.000 BC«. Die zehn Folgen von »Those About to Die« sollen 150 Millionen Dollar gekostet haben. Alles Fakten, die die Serie über den Status »Schundliteratur« hinausheben sollen. Weshalb umso mehr enttäuscht, dass in den ersten Folgen vor allem den »Exploitation«-Reizen des Stoffes gehuldigt wird. Hauen und Stechen, Geächze und Gestöhne, wohin man blickt und hört. Wenn Figuren miteinander sprechen, wechseln sie zwischen zwei Tonfällen: verächtlich und abgebrüht. Menschenleben sind so demonstrativ nichts wert in diesem Rom, dass auch der Zuschauer so seine Schwierigkeiten hat, Figuren zu finden, mit denen er mitfiebern möchte.

So dauert es einige Folgen, bis man die wichtigsten Charaktere so weit kennenlernt, dass man einigermaßen begreift, worum es ihnen geht. Das Zentrum aller Intrigen bildet Emporkömmling Tenax (gespielt von Iwan Rheon, dem Darsteller des Fieslings Ramsay Bolton in »Games of Thrones«), der es als Betreiber eines Wettbüros zu Macht und Geld gebracht hat, nun aber in den Status eines Rennstallbesitzers für die Wagenrennen im Zirkus Maximus aufsteigen will. Er versucht dabei, seine Verbindung zum Kaiserhaus auszunützen, wo die gegensätzlichen Brüder Titus (Tom Hughes) und Domitian (Jojo Macari) sich um die Nachfolge ihres Vaters Vespasian (Anthony Hopkins) zanken. In einem dritten Handlungsstrang verschlägt es die Nubierin Cala (Sara Martins-Court) auf Jobsuche ins Wettbüro von Tenax, wo sie Geld verdienen will, um ihre zwei in Rom versklavten Töchter und den Sohn, der als Gladiator einem Tod in der Arena entgegensieht, freizukaufen. Wie es sich gehört für eine Rom-Serie, bilden gewisse historische Namen und Ereignisse – die flavischen Kaiser, der Bau des Kolosseums – den Rahmen fürs freie Drama-Fantasieren. Aber genau daran hapert es: Einerseits drehen sich die Konflikte zu formelhaft um Geld und Einfluss, andererseits wirken die Figuren sämtlich wie aus der dritten Reihe von George R. R. Martins »Games of Thrones«-Abschweifungen rekrutiert. Ohne interessante Helden aber geht all der inszenatorische Aufwand, mit dem hier das Rom der 0070er Jahre auferstehen soll, ins Leere.

OV-Trailer

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