Locarno: Alte Weggefährten und junge Talente
© Film Festival Locarno
In Zürich fand am gestrigen Mittwoch die Pressekonferenz statt, bei der das Leitungsteam von Locarno das Programm des diesjährigen Festivals (7.-17. August) bekannt gab, die mittlerweile 77. Ausgabe.
Siebzehn Filme konkurrieren in diesem Jahr im Wettbewerb um den Hauptpreis des Festivals, den Goldenen Leoparden. Darunter sind viele Weggefährten des Schweizer Festivals, so gibt es neue Filme von Hong Sangsoo, Ben Rivers und Wang Bing, dessen neuer Dokumentarfilm die bei ihm nicht unübliche Länge von 227 Minuten hat.
Deutschland ist mit Christoph Hochhäuslers »La mort viendra« vertreten, eine internationale Koproduktion wie auch Pia Marais' »Transamazonia«, aus Österreich kommt Kurdwin Ayubs »Mond«. Eine rein Schweizer Produktion ist »Der Spatz im Kamin«, die erste Soloarbeit von Ramon Zürcher, allerdings besetzt mit deutschen Darstellerinnen wie Maren Eggert, Britta Hammelstein und Luise Heyer.
Im zweiten Wettbewerb, »Cineasti del presente«, ist Willy Hans mit der deutsch-schweizerischen Koproduktion »Der Fleck« vertreten, in der experimentellen Sektion »Pardi di domani« vertreten Deutschland mit Kurzfilmen Sasha Svirsky (»Dull Spots of Greenish Colours«) und Carlos Pereira (»Icebergs«), weiterhin laufen hier vier deutsche Koproduktionen. Auch Dénis Cote stellt hier einen neuen Kurzfilm vor. Außer Konkurrenz laufen neue Filme von Bertrand Mandico, Samir, Isild Le Besco und Fabrice du Welz, Radu Jude ist hier gleich mit zwei mittellangen Filmen vertreten. Deutschland ist auch in der »Semaine de la Critique« präsent, mit Maia Reinhardts »Familiar Places« und mit »Jenseits der Schuld« von Katharina Köster und Katrin Nemec, während Veit Helmers »Akiko, der fliegende Affe« seine Schweizer Premiere in der Kinderfilmreihe hat.
In der »Histoires de Cinema«-Reihe, eröffnet mit King Vidors »The Crowd« (mit Live Musik), gibt es ein Wiedersehen mit Schweizer Klassikern von Michel Soutter, Alain Tanner und Marcel Schüpbach, sowie internationalen Titeln wie Sam Fullers Spätwerk »Street of No Return« ebenso laufen Arbeiten derjenigen Filmschaffenden, die in diesem Jahr mit einem Preis geehrt werden, darunter Shah Rukh Khan, Jane Campion, die Produzentin Stacey Sher, der Stop-Motion-Animationsfilmer Claude Barras und der Sound Designer Ben Burtt.
Mehrere restaurierte Filmklassiker sind in diesem Jahr auch auf der Piazza Grande zu sehen, darunter Godards »Une femme est une femme«, Jane Campions »The Piano«, eine neue Version von Tarsem Singhs »The Fall«, sowie – als Teil der diesjährigen Retrospektive »100 Jahre Columbia Pictures« – Orson Welles' »The Lady from Shanghai«. Anhänger des analogen Filmmaterials können sich auf ein Programm mit acht 16mm-Filmen des Avantgarderegisseurs Stan Brakhage freuen.
Außerdem auf der Piazza: »Timestalker«, eine neue Regiearbeit von Alice Lowe, bekanntgeworden als Darstellerin in Ben Wheatleys »Sightseers«, sowie das Regiedebüt der Schauspielerin Paz Vega, »Rita«, als Weltpremiere. Im Wettbewerb stammten 41% der Filme von Frauen, verkündete Giona A. Nazzaro, der Künstlerische Leiter, bei der Pressekonferenz, während die neue Festivalpräsidentin Maja Hoffmann die Frage, wie es ihr gelungen sei, die berühmte Fotografin Annie Leibovitz für die Gestaltung des diesjährigen Plakats zu gewinnen, mit schönem Understatement beantwortete (»I called her«) und für die Zukunft eine verstärkte Zusammenarbeit mit Künstlern ankündigte.
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