Kritik zu Union – Die besten aller Tage

© Weltkino

2024
Original-Titel: 
Union – Die besten aller Tage
Filmstart in Deutschland: 
04.04.2024
M: 
L: 
120 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Annekatrin Hendel (»Vaterlandsverräter«, »Familie Brasch«) widmet sich in ihrem neuen Dokumentarfilm dem Berliner »Club der Herzen« mit dem Stadion An der Alten Försterei und seinen noch jungen Erfolgsjahren

Bewertung: 2
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Mit »Wir werden ewig leben« erschien im Herbst 2020 das Buch von Christoph Biermann über seine Erlebnisse in den inneren Kreisen des 1. FC Union Berlin in der ersten Bundesligasaison des Vereins 2019/20. In der Conference-League-Phase 2021 beginnt dann die Dreh-Chronologie dieses ebenfalls vom Aufstieg inspirierten Films über den »Club der Herzen«, der sich aber weniger um Kader, Trainer und Kabine kümmert als um die Aktivitäten der Orga um Präsident Dirk Zingler, Stadionsprecher Christian Arbeit, Vertriebschef Jan Boysen und die Abteilungsleiterinnen Katharina Brendel (Sportkommunikation) und Stefanie Vogler (Betriebskommunikation).

Es geht also um die Vermittlung von Interviews, neue Trikotwerbung, Abschiede und die sinnvolle Verwendung eines Budgets, das endlich von quälenden Zahlungsproblemen befreit, aber immer noch zu niedrig ist, um bei den Spielergehältern mit anderen Clubs zu konkurrieren. So nimmt sich Zingler nach dem Erreichen der Europa Conference League die Freiheit heraus, für eine halbe Million Euro Flugzeuge zu chartern, um Union-Fans zum Gruppenspiel nach Braga in Portugal zu bringen. Genau dies sei schließlich der »Vereinszweck pur«, sagt Zingler. Auch anderes wird auf unaufgeregt pragmatische Art gelöst.

Jörg Hauschild, der renommierte Editor von Annekatrin Hendels bisherigen Filmen, geht für diesen Film offensichtlich von einem sehr informierten oder sehr jungen Zielpublikum aus, denn große Teile sind so schnell geschnitten und gerafft erzählt, dass etwas gesetztere Gehirne etwa bei der Wahrnehmung der jeweiligen Spielorte und Partien kaum mitkommen. Bei den Kommentaren zu den einzelnen Spielen verlässt sich der Film dann ganz – Nummer sicher! – auf den humoristischen Plauder-Podcast »Taktik und Suff« und weitgehend distanzlose Zwischentitel.

Jenseits der Spiele geht es in den szenischen Episoden selten ins konkrete Detail, so dass der Film hier weitgehend impressionistisch bleibt. Wenn Mannschaftsleiterin Susanne Kopplin etwa berichtet, dass sie mit ihren Schützlingen (also den Spielern) gemeinsam auf Wohnungssuche geht, würde wohl nicht nur die Autorin gern wissen, wie dies auf dem Berliner Wohnungsmarkt konkret aussieht. Größtes Problem ist aber die Präsenz der Filmemacherin Annekatrin Hendel selbst zwischen geschwätziger Anbiederei gegenüber den Gesprächspartnern und Koketterie mit Nichtwissen – im Journalismus würde man von unprofessioneller Vorbereitung sprechen. Einen der schönsten Momente des Films dürfen wir aber ungestört genießen: Wenn nämlich oben im Büro der »Präsi« und seine Assistentin feixend auf ihrem Handy mithören, wie Lothar Matthäus im Interview mit Sky die Vereins­politik von Union mit ihren kurzen Wegen und Zuwendung gegenüber den Spielern preist.

»Die besten aller Tage« endet im Mai 2023 mit den Feiern zum Erreichen der Champions League. Noch eine Frage zum Schluss: Warum braucht ein Film über Fußball mit Stadionsprechchören und Pyrotechnik auch noch Klaviermusik?

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