Kritik zu No Hard Feelings

© Sony Pictures

Mit dem Drehbuch zu »Bad Teacher« konnte sich Gene Stupnitsky den Ruf als Komödienspezialist für provokante Frauenrollen erwerben. Mit Jennifer Lawrence als bezahlte Verführerin eines 19-Jährigen versucht er, das Rezept zu variieren

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4 (Stimmen: 1)

Früher galten sie als Massenware, heutzutage sind sie rar gesät: Komödien mit Erfolg an der Kinokasse. Mit Gene Stupnitskys »No Hard Feelings« wird immerhin mal wieder der Versuch gewagt, mit einem zentralen Star – Jennifer Lawrence – zu locken. Lawrence spielt Maddie, eine Eingeborene der Hamptons, jenes mit natürlicher Schönheit gesegneten Landstrichs östlich von New York, auf dem die Reichen und Schönen sich um Zweitwohnsitze prügeln. Maddie dagegen ist Anfang 30 und pleite und läuft schon in den ersten Filmminuten Gefahr, nicht nur ihr Auto, sondern das Haus zu verlieren, das ihr ihre Mutter noch vermacht hat; ein letztes bescheidenes Kleinod.

Derart unter Druck gesetzt, antwortet Maddie auf die recht verzweifelt klingende Anzeige eines Elternpaars (Matthew Broderick und Laura Benanti), die für ihren scheuen 19-jährigen Sohn eine, wie soll man sagen, Begleitung suchen. Dem doch sehr unerfahrenen jungen Mann soll auf die Sprünge geholfen werden, damit er das College, auf das er demnächst gehen wird, »überlebt«, wie es Vater Laird ausdrückt.

Was genau haben die Eltern im Sinn? Maddie, die sich als jünger ausgeben wollte, aber durchschaut wird, bekommt es nicht wirklich heraus. Geht es um Sex? Oder doch nur um vermittelte Lebenserfahrung? Die Bezahlung, ein neues Auto, erscheint ihr aber derart verlockend, dass sie den Job auch unter diesen nebulösen Vorgaben annimmt. Das Date mit Percy (Andrew Barth Feldman) muss sie allerdings selbst initiieren, schließlich soll er nichts von der Einmischung der Eltern erfahren.

Von Anfang an ist klar, dass es in »No Hard Feelings« nicht um überraschende Wendungen gehen wird, sondern um den Sumpf der Peinlichkeiten, die die Annäherung zwischen einer temperamentvollen, aber sehr leichtsinnigen Erwachsenen wie Maddie und einem schüchternen, übervorsichtigen und bis zur Neurose wohlbehüteten 19-Jährigen wie Percy so mit sich bringt.

Seine besten Momente hat der Film, wenn er seine Prämisse so weit ernst nimmt, dass sichtbar wird, wie die Figuren sich damit fühlen. Etwa wenn Percy beim ersten Date, in das ihn Maddie hineinmanövriert, erzählt, wie ihn als Kind der Song »Maneater« verstört habe: »Watch out boy she'll chew you up – She's a maneater!« Wer hat schon je so genau auf diesen Text gehört!

Der Film möchte mit der provokanten Idee spielen, dass eine ältere Frau einen jüngeren Mann verführt, und das auch noch aus kommerziellen Interessen. Und damit, dass der Junge so ängstlich agiert, dass sie doch recht übergriffig werden muss. Aber natürlich wollen die Filmemacher auch alles freiwillig und mit »consent« halten. Irgendwo dazwischen geht den Figuren dabei die Glaubwürdigkeit verloren. Außer den launigen Kaprizen, die Maddie als das Filmklischee der »Hot Mess« (früher hätte man das mit »scharfe Braut« übersetzt) angedichtet bekommt, gibt es wenig Substanz. Den seelenvollen, intelligenten Percy lässt das Drehbuch aber auch kaum zur Geltung kommen. Und so verpufft ihr »clash of temperaments« recht witzlos.

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