Kritik zu Halloween Ends
Vier Jahre nach seinem letzten Auftritt, der eine ganze Kleinstadt erneut in Panik versetzte, ist Michael Myers wieder da und mordet erneut an Halloween. Und diesmal ist er nicht allein
Halloween Ends. Wirklich? An Sequels und Remakes des Klassikers von John Carpenter aus dem Jahr 1978 herrschte ja nie ein Mangel, manche besser, viele schlechter. Meist wurde ein Türchen für eine mögliche Fortsetzung offen gehalten, dieser Film, mit dem David Gordon Green (Regie), Jason Blum (Produzent) und Jamie Lee Curtis (Hauptrolle) ihre 2018 begonnene Trilogie abschließen, allerdings scheint seinen Titel wirklich ernst zu meinen.
Knüpfte der zweite Film »Halloween Kills« 2021 unmittelbar an den Vorgänger »Halloween« an, so liegen diesmal vier Jahre zwischen den Geschehnissen. Damals weitete sich die Geschichte von Laurie Strode (Jamie Lee Curtis), der Überlebenden der Ereignissse von 1978, zum Blick auf eine Stadt in Panik, jetzt fokussiert sich der Blick auf Laurie und ihre Enkeltochter Allyson, die zusammen unter einem Dach leben und mit dem Trauma zu kämpfen haben, dass Lauries Tochter Karen, die Mutter von Allyson, vor vier Jahren Opfer von Michael Myers wurde.
Schon im ersten Film dieser Trilogie wurde ein vermehrtes Gewicht auf die Persönlichkeit von Laurie Strode gelegt. Vermutlich auch deshalb, weil mit Jamie Lee Curtis, die zwischenzeitlich nur in vier der Sequels zu sehen war, hier eine zentrale Figur zurückkehrte (nicht unähnlich der Rückkehr von Arnold Schwarzenegger zum »Terminator«-Franchise) und ihre Figur deshalb eine entsprechende Aufmerksamkeit verlangte. Für Laurie Strode war das Trauma der Ereignisse von 1978 auch 40 Jahre später ungebrochen, sie hatte Alkoholprobleme, das Verhältnis zu ihrer Tochter Karen und ihrer Enkeltochter Allyson war nicht das beste.
Mittlerweile hat Laurie Strode ihre Erinnerungen aufgeschrieben – auch eine Form der Traumabewältigung, aber keine ausreichende. Das Ende von Michael Myers kann nur ein gewalttätiges sein und zwar dergestalt, dass eine Wiederkehr des Bösen ausgeschlossen ist. Dafür findet der Film hier eine ritualisierte Form, die durchaus überzeugt. Zugleich aber erzählt er davon, wie das Böse weiterlebt, wenn Michael Myers hier seine mörderische Energie auf jemand anderen überträgt. Dieser andere heißt Corey und taucht hier zum ersten Mal auf. 2019 hat er in der Halloweennacht als Babysitter den Tod des ihm anvertrauten Jungen mitverschuldet (eine Sequenz von klassischem Suspense, mit der der Film beginnt). Das Gericht hat ihn freigesprochen, aber in Haddonfield wird er seitdem nur der »psycho babysitter« genannt. Als er einmal mit einem Quartett fieser Teenager aneinandergerät, kommt Laurie ihm zu Hilfe, die mittlerweile ebenfalls nicht mehr für ihren Mut geehrt wird, sondern vielmehr für das wiederholte Auftauchen von Michael Myers verantwortlich gemacht wird. Durch Laurie lernt der sanft wirkende, immer ein wenig abwesende Corey auch Allyson kennen, die sich sofort zu ihm hingezogen fühlt, als Enkeltochter von Laurie ebenfalls eine Außenseiterin, gerade erst in ihrem Beruf als Krankenschwester bei einer Beförderung übergangen. Diese Beziehung entwickelt sich jedoch zu einer verhängnisvollen Angelegenheit, als Cory zu einem Mann unter Einfluss wird und Haddonfield erneut von einer Mordserie heimgesucht wird.
So kann die Geschichte mit einer gewissen Originalität punkten, wenn sie sich auf die Traumata ihrer Figuren einlässt. Wer nur wegen der Slasherszenen ins Kino geht, bekommt einige davon mit einem surreal-absurden Hauch angereichert, was ihre Brutalität allerdings nur begrenzt mindert. Dies dürfte vielleicht wirklich das Ende der Reihe sein, das Team Jason Blum und David Gordon Green arbeitet mittlerweile an einer Neuauflage vom »Exorzist«, wiederum als Trilogie, wie Jason Blum in Locarno verkündete. Für die Verbindung zum Original garantiert wiederum eine Darstellerin von damals – Ellen Burstyn.
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