Kritik zu Black Mambas
Die Black Mambas sind als Wildhüterinnen im Kruger-Nationalpark im Einsatz. Lena Karbes Dokumentarfilm versteht es, am Beispiel dieses Projekts Widersprüche zwischen Naturschutz, Ökonomie und Geschlechterpolitik aufzufächern
Anfang Oktober wurde ein deutscher Südafrikatourist auf dem Weg zu einer Safari von Räubern erschossen. Ein solcher Mord ist zwar eher ein Ausnahmefall. Er verdeutlicht aber die Widersprüchlichkeit des Kruger-Nationalparks, wo das Verbrechen stattfand. Um diesen Wildpark geht es in dem Dokumentarfilm »Black Mambas«, den Lena Karbe mit Tristan Coloma als Co-Autor realisierte. Ein Zeitungsartikel lenkte die Aufmerksamkeit der russischen Regisseurin auf ein Projekt, bei dem Frauen an den Grenzzäunen des weltweit berühmtesten Naturparks auf der Suche nach Wilderern patrouillieren.
Um die Implikationen dieses Projekts aufzufächern, begleitet die Filmemacherin drei dieser Wildhüterinnen mit der Kamera. Die jungen Frauen tragen Uniform in Tarnfarben, sind aber unbewaffnet. Ein Ranger, der das Projekt initiierte, erklärt der Truppe zu Beginn die Mission. Es geht darum, Spuren von Wilderern zu sichern, um ihnen das Leben schwerzumachen. Mit dem illegalen Dezimieren der Tiere wird der berühmte Park nämlich immer unattraktiver für Touristen. Und damit bricht die einzige Einnahmequelle in der strukturschwachen Region im Nordosten Südafrikas weg. Folglich dienen die Black Mambas dem Allgemeinwohl.
Die Regisseurin realisierte einen szenisch beobachtenden Dokumentarfilm, der (fast) ohne Archivmaterialien und Interviews mit den Protagonisten auskommt. Daher erweitert sich die Perspektive auf die Thematik sukzessive durch die Beobachtung. Unterlegt von elegischer Musik, gelingen zunächst sehenswerte Naturbilder. In dem Maße, in dem der Film den Blick der jungen Frauen übernimmt, wird diese touristische Perspektive nüchterner.
Nach anfänglicher Faszination erweist sich ihr Job als reichlich monoton. Reportageartige Einblicke in ihren Alltag zeigen unterdessen, wie die Wildhüterinnen mit ihren schmalen Einkünften Kinder und arbeitslose, nicht selten trunksüchtige Männer durchbringen. Der Weg hin zu einem selbstbestimmten Leben ist steinig. Für Wilderer – denen sie ja eigentlich das Leben schwermachen sollen – haben die Wildhüterinnen hinter vorgehaltener Hand schon irgendwie Verständnis.
Corona habe der Wirtschaft den Rest gegeben. Fast alle sind arbeitslos. Illegale Jagd im Park ist für viele der letzte Anker, um ihre Familien zu ernähren. Ein Wilderer erklärt: »Die Weißen denken nicht an uns, sondern nur an ihre Dinge. Sie sollen begreifen, dass wir Teil dieser Welt sind.« Und so steht am Ende eine der Wildhüterinnen vor dem Denkmal des Parkgründers Paul Kruger: Sind der Park und das Projekt, den Wildbestand zu schützen, »die letzte Bastion der alten weißen kolonialen Mentalität?«
Die beeindruckenden jungen Frauen, so zeigt der Film in seinen stärkeren Momenten, sind keineswegs nur Opfer der kolonialen Vergangenheit. Für sie führt der Weg aus der Armut über Disziplin und das Erlernen von Basics wie dem Führen eines Bankkontos. So schlägt Lena Karbe einen beeindruckenden Bogen vom Naturschutz hin zu einem differenziert beobachteten Projekt, das jungen schwarzen Frauen den Weg in ein selbstbestimmtes Leben ebnet.
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