Kritik zu Marry Me – Verheiratet auf den ersten Blick

© Universal Pictures

Kraftakt: Jennifer Lopez versucht zusammen mit Owen Wilson das für tot erklärte Genre RomCom wiederzubeleben 

Bewertung: 2
Leserbewertung
1
1 (Stimmen: 1)

Den Niedergang des Genres »romantic comedy« zu beklagen, ist leider auch schon zur alten Leier geworden. »Marry Me« mit Jennifer Lopez und Owen Wilson in den Hauptrollen wirkt nicht nur wegen seiner geradezu schamlos flach-romantischen Prämisse, sondern auch wegen des Alters der Schauspieler (beide sind in ihren frühen 50ern) eher wie ein Nostalgieprojekt. Nicht, dass dagegen was zu sagen wäre. 

Die Handlung könnte auch aus einem Film der 30er Jahre stammen: Lopez spielt eine Bühnenkünstlerin, deren Leben so in ihrer Kunst aufgeht, dass ihre Hochzeit mit dem Berufskollegen Bastian (Reggaeton-Maestro Maluma) als Teil einer Show stattfinden soll, was sonst. Dann aber passiert das Unausweichliche: In genau dem Moment, als der Bühnenaufzug sie zur Trauung bringt, entdeckt sie, dass Bastian mit ihrer Assistentin knutscht. Und statt live auf offener Bühne die Eheschließung abzusagen, fällt ihr Blick auf Owen Wilson, der als Zuschauer ein Schild mit der Aufschrift »Marry Me« in den Händen hält – und sie sagt ja. »Totally random guy« und Popstar werden getraut – und der Film hat erst mal damit zu tun, von dieser Steilvorlage wieder runterzukommen.

Es liegt nicht an der Idee, dass das, was danach kommt, ein bisschen enttäuscht. Im Gegenteil, nach all dem Inszenierungspomp der ersten zwanzig Minuten, in dem die Show mit ihrem On- und Off-Stage-Gewese, mit Tänzern, Musikern und Managern, mit Publikum und Social Media parallel geschnitten wird mit der Vorstellung des betont langweiligen Lebens des geschiedenen Mathelehrers Charlie (Wilson), tut eine Entspannungsphase gut. Aber da sind sie nun, diese beiden so unterschiedlichen Gestalten, der Megastar und der Stino-Nerd, die die Romcom-Gesetze nach der Zufallsbegegnung nun richtig zusammen bringen muss. Und das Drehbuch sollte Wege finden, das irgendwie glaubhaft geschehen zu lassen.

Dabei kann man es durchaus überraschend nennen, welche Gegensätze und welche Gemeinsamkeiten ihrer Figuren die Autoren herausstreichen. Die zwei offensichtlichsten Dinge finden keinerlei Erwähnung: im Alter passen Wilson und Lopez bestens zusammen, was zwischen ihnen aber nie Thema wird, während ihr Klassengegensatz – sie bildungsfern, aber superreich, er studiert, aber bescheiden lebend – wenigstens ein paar Hindernisse liefern müsste, aber ebenfalls nicht angesprochen wird, es sei denn in der Weise, dass Popstar Kat zwischendurch lernen muss, mal ohne Assistenten auszukommen, die für sie Flüge buchen oder ihr Smoothies reichen. Stattdessen wird die wahre Gegensätzlichkeit von Popstar und Mathelehrer danach bemessen, wie unterschiedlich ihr Umgang mit Social Media ist: Kat hat einen ständig filmenden Kameramann dabei, Charlie besitzt noch nicht einmal ein Smartphone. 

Auch aus dieser schmalen und etwas gesellschaftsblinden Prämisse hätte sich aber mehr herausholen lassen, als es »Marry Me« tut. Am Ende trauert man vor allem um das Projekt Romcom: Mit einem besseren, witzigeren Drehbuch wäre so viel mehr drin gewesen!

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt