DVD-Tipp: »Lord of War« (2005)

© Capelight Pictures

Woher kommen die Waffen?

Der subjektive Blick eines Projektils, von seiner Herstellung auf den Fließbändern in der amerikanischen Fabrik über die Transportwege an die Kriegsschauplätze der Welt, in ein Gewehr und von dort in den Kopf eines Jungen in Liberia oder Sierra Leone: So beginnt hochästhetisch und stilisiert und mit einem ordentlichen Schlag in die Magengrube »Lord of War«, eine Reise in die düstere Welt der Händler des Todes. So wie Steven Soderbergh die Zuschauer fünf Jahre zuvor in »Traffic« in den schmutzigen Unterbauch des Drogenhandels führte, so eröffnet Andrew Niccol in »Lord of War« einen Blick in die skrupellosen Geschäfte mit dem Tod. Kein Wunder, dass amerikanische Studios zurückhaltend auf das Projekt reagierten und der Autorenregisseur sein Projekt international aufstellen musste.

Begonnen hatte es damit, dass er sich fragte, woher die Waffen, die man auf Fotos in den Händen der Kämpfer sieht, eigentlich herkommen. Bei seinen weiteren Recherchen war er erstaunt über die Offenherzigkeit seiner geradezu geschmeichelten Gesprächspartner, die vom Gesetz offensichtlich nichts zu fürchten hatten und ganz heiß darauf waren, vor der Kamera mit Nicolas Cage zu posieren. Der wiederum hatte gewisse Bedenken, einen skrupellosen Waffenhändler zu verkörpern, ließ sich dann aber doch überreden, seinen diabolischen Charme für Andrew Niccol spielen zu lassen: »Ich werde Ihnen keine Lügen auftischen, um mich besser aussehen zu lassen«, lässt sein Yuri Orlov die Zuschauer wissen: »Ich erzähle, wie es war.« Im umfangreichen Bonusmaterial samt Booklet ist neben Making-of-Anteilen und einer kleinen Dokumentation über den internationalen Waffenhandel, Stand 2005, auch ein Amnesty International-Spot zu sehen, in dem Cage für strengere Gesetze im Umgang mit dem internationalen Waffenhandel wirbt. »Lord of War« entlarvt den Zynismus der Waffenhändler ebenso wie den der Politiker. Dazu gehört auch, dass es für den Filmemacher günstiger und leichter war, Unmengen echter Waffen zu kaufen, als Attrappen herzustellen. Der Abspann informiert sachlich darüber, dass die fünf größten Waffenlieferanten der Welt, die USA, England, Frankreich, China und Russland, alle zugleich ständige Mitglieder des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen sind.




VÖ: 27. August 2021

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