Kritik zu Verschwörung

© Sony Pictures

Weniger melancholisch, fast schon Bond-Stil, mit viel Action: die Fortsetzung der »Millennium«-Trilogie nach einer Vorlage von David Lagercrantz

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Die Vergangenheit hat schon immer eine große Rolle gespielt in den Filmen um die schwedische Hackerin Lisbeth Salander in der »Millennium«-Trilogie nach den Romanen von Stieg Larsson. Im ersten Film, »Verblendung«, reichte der Fall um die verschwundene Nichte eines Firmenbesitzers in die sechziger Jahre zurück – und sogar noch weiter, in den Untergrund eines rechtsradikalen Schwedens. Immer tiefer tauchte die Trilogie auch in Salanders eigene Vergangenheit ein, in der es um Missbrauch und Vernachlässigung ging. Und die Hackerin rückte allmählich zur Hauptfigur auf; dabei hatte die Trilogie doch eigentlich mit den Recherchen des investigativen Journalisten Mikael Blomkvist begonnen.

In »Verschwörung«, der entstanden ist als Fortsetzung der Larsson-Trilogie nach dem Roman von David Lagercrantz, holen ihre Familie und deren kriminelle Machenschaften die Hackerin ein. Sie, die schon einmal gewalttätige Ehemänner heimsucht, um für Gerechtigkeit zu sorgen, wird von dem ehemaligen NSA-Mitarbeiter Balder kontaktiert. Der hatte ein Programm für die USA entwickelt, mit dem sich die Nuklearraketen dieser Welt kontrollieren lassen. Und dieses ­Programm, bei der NSA deponiert, aber verschlüsselt, möchte er wiederhaben, damit niemand damit Schaden anrichten kann. Salander gelingt es zwar, das Programm zu stehlen; sie muss aber schnell realisieren, dass noch andere hinter ihm her sind, eine professionell und brutal agierende Verbrecherorganisation, deren Mitglieder ein Spinnentattoo tragen – daher der Originaltitel »The Girl in the Spider's Web«.

Mit der Atmosphäre der früheren »Millennium«-Filme hat »Verschwörung« wenig gemeinsam; es ist eine atemlose Jagd durch das kalte Stockholm, angereichert mit Hightech und vielen Gimmicks. Zwar muss Lisbeth auf die Hilfe von ­Mikael Blomkvist zurückgreifen, doch Sverrir Gudnason (Borg aus »Borg/McEnroe«) bleibt blass in dieser Rolle; wobei ihn das Drehbuch auch eher aufs Abstellgleis schiebt. Mehr Raum dagegen bekommt NSA-Direktor Needham (Lakeith Stanfield), der sich als ehemaliger Hacker entpuppt und am Ende auch als Schütze zu großer Form aufläuft.

Claire Foy gelingt es, der durchaus rätselhaften Hackerin noch einmal neue Nuancen zu verleihen. Sie ist eine würdige Nachfolgerin von Noomi Rapace und Rooney Mara. Das Drehbuch schreibt ihr eine Menge Actionszenen zu, die sie mit Bravour meistert; sie verleiht der Figur neben ihrer Unbarmherzigkeit auch eine gute Portion Zerbrechlichkeit und Melancholie.

Mit »Verschwörung« tritt Regisseur Fede Alvarez eher in die Fußstapfen von James Bond denn Stieg Larsson. Ihm ­ge­lingen ­sicherlich ein paar böse Details wie die ­Demontage des Gesichts eines Mannes, der einmal bei der Spinnenorganisation war: Sein Gesicht besteht nur noch aus plastischen Bestandteilen. Aber aus Salander ist eine unkaputtbare Actionheldin geworden, ja fast schon so etwas wie eine Superheldin. In einem geradlinigen Actionfilm ohne doppelten Boden.

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