Kritik zu Das schönste Mädchen der Welt

© Tobis Film

Aron Lehmann modernisiert die Erzählung vom großnasigen Cyrano de ­Bergerac und den äußeren und inneren Werten, indem er das Geschehen unter rap-battlenden Schülern ansiedelt

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Der geheimnisvolle Maskenmann schlägt mal wieder zu, das Gesicht von einem dunklen Hoodie und einer Augenmaske verhüllt, liefert er sich im Rund eines Vorlesungssaals einen Rap-Battle mit einem Konkurrenten. Doch den Applaus nimmt er schon nicht mehr persönlich entgegen. Wenn es an die Siegerehrung geht, ist er bereits auf dem Fahrrad in die Nacht entschwunden. Wie einst Cyrano de Bergerac leidet auch der kluge, empfindsame Cyril an seiner übergroßen Nase, weshalb er auch gar keine Lust auf die Klassenfahrt mit Schülern hat, die ihn ohnehin nur ständig mobben. Ähnlich geht es auch Roxy, die gerade von einem englischen Internat geflogen ist und von ihrem Vater kurzerhand in den Klassenbus verfrachtet wird. Da sie die Klassenstrukturen noch nicht kennt und ohnehin ein ziemlich cooles Gör ist, setzt sie sich im Bus neben Cyril, womit eine große Freundschaft beginnt, die das Zeug zur schönen Liebesgeschichte hätte, wenn nur Cyril nicht so felsenfest davon überzeugt wäre, dass er in Liebesdingen ohnehin keine Chance hat. Also legt er seine ganzen Gefühle in Texte, die er als Ghostwriter für den attraktiv aussehenden, aber innerlich hohlen Rick schreibt. Es dauert eine romantisch komische Weile, bis Roxy die inneren und die äußeren Werte der beiden Jungs auseinanderklamüsert hat.

Man merkt schon, diese 120 Jahre alte Geschichte lässt sich perfekt in die Gegenwart transformieren, wo sie eine ganz gute Lektion abgibt, für eine Generation, die vom Vergleichszwang auf Instagram und Facebook in den oberflächlichen Wahnsinn getrieben wird. Besinnt euch auf die inneren Werte, vertraut Euren Gefühlen!, raunt der Franzose Edmund Rostand aus der Vergangenheit herüber. Und die Drehbuchautoren Lars Kraume und Judy Horney haben den Versdrama Cyrano de Bergerac zusammen mit Regisseur Aron Lehmann aus dem 17. ins 21. Jahrhundert verlegt, aus dem Dichter Cyrano den rappenden Cyril gemacht, aus Roxane Roxy und aus Christian Rick, dazu die Briefe und Gedichte zeitgemäß in Rap-Texte und Handynachrichten verwandelt, und statt in den Krieg ziehen die Jungs jetzt auf Klassenfahrt nach Berlin.

Das könnte ganz gut funktionieren, wenn um den wahren Kern der Geschichte und die beiden charmant wahrhaftigen Hauptdarsteller Aaron Hilmer und Luna Wedler nicht das große Zappeln herrschen würde, in einer Revue der Chargen und Karikaturen aus dem Lümmelfilm-Universum. Heike Makatsch als überheizt dauergenervte Paukerin, die von den Kindern nichts hält und ständig lautstark meckert. Johannes Allmayer als ihr Kollege, ein linkisch peinlicher Animateur, der jeden Schüler am Bus mit dem Schlachtruf »Bereit für Berlin« begrüßt. Damian Hardung als grotesk über­zogener Hohlkopf, Jonas Ems als geckenhafter Schnösel und dazu noch eine Riege albern aufgedonnerter Girls. Was wirklich schade ist, da die Jugendsprache und die Battle Raps tatsächlich authentisch klingen und ausnahmsweise mal nicht so, wie sich das deutsche Drehbuchautoren in den ­mittleren bis fortgeschrittenen Jahren sonst so vorstellen.

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