Kritik zu Itzhak Perlman – Ein Leben für die Musik
Auch eine Migrationsgeschichte: Alison Chernick porträtiert den jüdischen Geigenvirtuosen Itzhak Perlman zwischen Natürlichkeit und Selbstinszenierung
Itzhak Perlman mag Baseball. In den ersten Einstellungen von Alison Chernicks Dokumentation »Itzhak Perlman – Ein Leben für die Musik« folgt die Kamera dem im elektrischen Rollstuhl sitzenden jüdischen Violinenvirtuosen ins Stadion der New York Mets. Er trägt ein Trikot mit der Nummer 70, während er auf dem Grün die Nationalhymne der Vereinigten Staaten zum Besten gibt.
Ein passender Auftakt, denn Chernicks Porträt über den Musiker ist auch eine Geschichte über Migration. Die Eltern des heute 72-jährigen Polio-Überlebenden sind von Polen nach Israel emigriert. 1958 begann er ein Musikstudium an der New Yorker Juilliard School, im gleichen Jahr sorgte ein Auftritt in der »Ed Sullivan Show« für internationales Aufsehen. Während seiner musikalischen Ausbildung hatte Perlman mit Vorurteilen wegen seiner Behinderung zu kämpfen, überzeugte aber mit Talent und gehört heute zu den ganz Großen.
Locker-flockig lebt der Musiker die elitäre musikalische Hochkultur ebenso wie den »American Way of Life«. In einer amüsanten Szene etwa sehen wir ihn und seine adrett gekleideten Mitmusiker in der Probenpause Fast Food essen. »Oh, es sind Chickenwings!«, freut sich der Violinist. Es ist einer der wahrhaften Momente, von denen es im Film einige gibt. Denn trotz Archivaufnahmen und Gesprächen mit Weggefährten, die Chernick einstreut, geht es ihr nicht um einen systematischen biografischen Abriss. Ohne Offkommentar überlässt sie oft dem humorvollen und sympathischen Musiker die Bühne und baut auf Situationen statt auf Vollständigkeit. Ihr Film bewegt sich zwischen Natürlichkeit und Selbstinszenierung.
Immer wieder beobachtet die Kamera Perlman im Kreise von Freunden und Familie, allen voran mit seiner Ehefrau Toby, mit der er seit einem halben Jahrhundert verheiratet ist. Wir sehen ihn in Israel, bei Geigenbauer Amnon Weinstein, bei Konzerten, etwa mit Billy Joel. Der Musiker hat auch der Filmmusikgeschichte ein großes Geschenk bereitet: Das von John Williams komponierte Hauptthema aus dem Soundtrack zu »Schindlers Liste« wurde von ihm eingespielt.
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