Kritik zu Ocean's 8
Sandra Bullock und ihre Spießgesellinnen: Die erneute Wiederbelebung des Kumpel-Heist-Movie unter der Regie von Gary Ross gibt sich weiblich
Dass Danny Ocean eine kleine Schwester hat, dürfte die Fans jener Filmreihe erfreuen, die in den 2000er-Jahren mit George Clooney in der Titelrolle zu Popularität gelangte. Soderberghs »Ocean's Eleven« aus dem Jahr 2001 überführte als Remake von Lewis Milestones »Frankie und seine Spießgesellen« (1960) das Genre des Heist-Movie im Kumpel-Format lässig, mit jazzigem Grundton, ins neue Jahrtausend. »Ocean's 8« will diesen Kinoerfolg nun mit einem weiblichen Star-Cast wiederholen. Was Intelligenz und kriminelle Energie angeht, kann Debbie Ocean (Sandra Bullock) ihrem großen Bruder durchaus das Wasser reichen – im Übrigen sieht man irgendwann sein Foto auf ihrem Tisch stehen.
Wie einstmals Danny kommt auch Debbie zu Beginn des Films auf Bewährung aus dem Gefängnis, in dem sie fünf Jahre Zeit hatte, sich einen neuen Coup auszudenken. Ohne einen Dollar in der Tasche entlassen, verfügt sie jedoch in kürzester Zeit durch preiswürdige Manipulation freundlicher Bergdorfs-Verkäuferinnen über reichlich Luxusartikel und ein Zimmer im Fünf-Sterne-Hotel. Und schon geht sie unverzüglich an die Arbeit und kontaktiert ihre alten Freundinnen, um das ganz große Ding zu drehen: Während der alljährlichen »Met Gala«, einer äußerst glamourösen und prestigeträchtigen Veranstaltung, wollen die acht Frauen den sagenhaftesten Juwelenraub der Geschichte begehen. Im Mittelpunkt ihrer kriminellen Bemühungen steht dabei ein 150 Millionen Dollar teures Collier aus dem Hause Cartier, das anlässlich des MET-Events von einem Star getragen werden soll.
»Ocean's 8« folgt einer durchaus klatschblattfreundlichen Dramaturgie von Crime und Glamour, die einerseits mit femininen Stereotypen arbeitet und dabei andererseits das Konzept weiblicher Rollenmodelle ironisiert. Erfolgen die Vorbereitungen zum großen Coup noch weitgehend in der temporär gemeinsamen Wohnhöhle, so werden die acht Frauen zum Ende hin – genau wie die weiblichen Gäste der Gala – in glitzernden Abendgewändern als Stars, die ihre Darstellerinnen ja tatsächlich sind, und äußerlich optimierte Siegerinnen inszeniert. Neben Sandra Bullock, die als Debbie einen heimlichen Racheplan gegenüber ihrem Exlover hegt, präsentieren sich noch Cate Blanchett, Anne Hathaway, Helena Bonham Carter, Mindy Kaling, Sarah Paulson, Awkwafina und Rihanna als Sisters in Crime: »Irgendwo da draußen ist ein achtjähriges Mädchen, das davon träumt, eine Kriminelle zu werden. Lass es uns für sie tun!«, sagt Debbie in ihrer abschließenden Motivationsrede, bevor es ans Werk geht.
Wobei man sich unter frauenbewegten Aspekten schon fragt, warum die Filmemacher (Drehbuch: Gary Roos und Olivia Milch) dieses Team nicht ganz cool die Bank of America ausrauben lassen anstatt permanent Augenzucker anzubieten. Wer keine Fragen stellt, kann in diesem Film viel Spaß haben. Alle anderen werden verärgert stutzen, wenn das Team am Ende den ganz großen Erfolg dann doch der Hilfe eines ziemlich kleinen Mannes zu verdanken hat.
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