Kritik zu You Kill Me

englisch © Verleih

Ein Killer, der säuft, ist kein Killer mehr. Und so findet sich Ben Kingsley als Hitman der polnischen Mafia auf Entziehungskur in San Francisco wieder. Leichte Unterhaltung ohne Tiefgang von John Dahl, bekannt durch seine Neo-Noirs

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Killer sind auch nur Menschen und somit anfällig für Probleme, vor allem psychischer Natur. Krisen machen die Berufsmörder, zumindest in den Augen Hollywoods, zu liebenswerten Menschen. Dabei wird im Kino der Widerspruch zwischen angestrebter Perfektion – Fehler werden im Milieu nur ungern toleriert – und offensichtlichem Versagen vor allem komisch aufgelöst. Als Zuschauer hat man natürlich ein moralisches Problem: Will man skrupellose Killer wirklich nett finden?

Ben Kingsley spielt Frank Falenczyk, einen Killer im Dienst der polnischen Mafia mit Standort in Buffalo. Seinem Onkel und Boss Roman ist er treu ergeben, doch leider ist seine Effizienz akut gefährdet. Frank ist Alkoholiker, den letzten Auftrag hat er schlicht im Rausch verschlafen. Roman schickt Frank kurzerhand nach San Francisco, um trocken zu werden. Dort nimmt er widerwillig an Treffen der Anonymen Alkoholiker teil, schließt Freundschaft mit einem schwulen Leidensgenossen und findet Arbeit in einem Beerdigungsinstitut. Sogar für die Liebe bleibt Zeit – in Gestalt der schönen und temperamentvollen Laurel (Tea Leoni). Gegen einen Alkoholiker, der sein Geld mit Mord verdient, scheint sie nichts zu haben. Derweil gerät im fernen Buffalo sein Onkel unter Druck . . .

Regisseur John Dahls neuer Film ist der Versuch, gleich mehrere Genres – Gangsterfilm, Komödie und Romanze – zu einer Art »absurden Film noir« zusammen zu führen. Doch »You Kill Me« weist nie über sich hinaus. Das Autorenduo Christopher Markus and Stephen McFeely hat sich damit begnügt, die disparaten Elemente der Geschichte mit gelegentlich witzigen Sprüchen zu kitten. Am amüsantesten sind noch Franks anfängliche Taktlosigkeit beim Treffen der Anonymen Alkoholiker, sein späteres Geständnis, ein Killer zu sein, und die gelassene, fast schon bewundernde Reaktion der anderen. Dabei lebt »You Kill Me« vor allem von der unterspielten Darstellung Ben Kingsleys. Ohne ihn wäre der Film ganz gescheitert.

Meinung zum Thema

Kommentare

Das Gespür für das sonderbar Komödiantische hat Regisseur John Dahl wohl von seinem Vater Roald geerbt und deswegen kann er die Handlung auch so herrlich in Richtung Farce weiterentwickeln (Frank in Unterwäsche beim Staatsanwalt.), obwohl es hier eigentlich um eine ernste Sache geht und die Mafia auch noch mit von der Partie ist. Hier hat man sich Ben Kingsley (Frank) für den Killer mit Alkoholproblemen ausgesucht. Zwei Dinge, die sich eigentlich ausschließen. Doch da ist so viel Witz und Charme mit im Spiel, dass man der Handlung bedenkenlos folgt.
-‘Glaubst du an Gott?‘
- ‘Ich bin zur Heiligen Kommunion gegangen, aber seitdem ist der Kontakt abgebrochen.‘
Selbst die Liebesgeschichte zu Téa Leoni ist amüsant und kitschfrei gemacht.
- ‘Ich muss ihnen was sagen.‘
-‘Sie sind schwul!‘
- ‘Nein ich bin Alkoholiker.‘
Seine Bewährungsstelle tritt Frank bei einem Beerdigungsinstitut an. Da gibt es genug schwarzkomische Situationen für die finale Feier oder Tattoos auf den Leichen. Auch der Stuhlkreis der Anonymen Alkoholiker ist nicht ganz ohne. Der Krimi-Aspekt wird keineswegs vernachlässigt: es gibt einen Gangsterkrieg und einen Rosenkrieg. Dagegen helfen nur tiefe menschliche Einsichten. Frank: ‘Ich bin ein Witz.‘
Die charmante Komik nimmt die echten Krimifans in Geiselhaft bis die Chinesen kommen. Sie sind der lachende Dritte. Und Frank bekommt auf der ‘Trockenfeier‘ einen feuchten Kuss. Herrlich!

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