Kritik zu Nur Fliegen ist schöner
Mit dem Kajak in die große Freiheit: Unter der Regie von Bruno Podalydès wird das Midlife-Crisis Abenteuer zur sommerlich leichten französischen Komödie
Den Ehefrauen bleibt nur ein mildes Lächeln für die Midlife-Allüren ihrer Männer, sei es in Amerika Emma Thompson, die sich in der Komödie »Picknick mit Bären« gerade damit abfinden musste, dass sich ihr von Robert Redford gespielter Mann über den unwegsamen Appalachian Trail quälen will, oder sei es die Französin Sandrine Kiberlain, die in »Nur Fliegen ist schöner« damit konfrontiert ist, dass sich ihr von Schauspieler-Regisseur Bruno Podalydès gespielter Mann eine Kajaktour vorgenommen hat: Abenteuer! Freiheit! Auspowern! Dem Alltag entfliehen! Sich treiben lassen! Neue Perspektiven finden! Solche Zurück-zur-Natur-Exkursionen sind angesichts moderner Lebensentfremdung ein virulenter Filmstoff. Egal ob auf dem Jakobsweg, quer durch die australische Wüste oder über den Pacific Crest-Trail oder im Haus auf Korsika.
Oft gerät das Abenteuer dabei zur Komödie, wie hier in »Nur Fliegen ist schöner«. Der Mittfünfziger Michel (Bruno Podalydès) geht jedenfalls auf charmante Weise halbherzig an die Sache heran. Lieber wäre es ihm ja ohnehin, mit dem Postflugzeug über Frankreichs Landschaften hinwegzufliegen, aber zur Not muss es eben auch ein flügelloses Kajak auf einem französischen Fluss im idyllischen Burgund tun. Oben auf dem Trockenen der Dachterrasse läuft die Sache ja noch ganz gut, aber unten im Wasser bleibt er schon an der nächsten Biegung des Flusslaufs hängen – immerhin bei der schönen Wirtin Laëtitia (Agnès Jaoui) und einer bunten Gesellschaft von Tagträumern und Aussteigern, die sie in ihrem Obstgarten-Café um sich versammelt. Letztere wird verkörpert von den Schauspielerfreunden, die Podalydès in seinen Filmen so um sich schart: unter anderem Pierre Arditi, Vimala Pons, Michel Vuillermoz und Jean-Noël Brouté. Sie alle nehmen charmant französische Eigenheiten auf die Schippe, ohne dabei zur übertrieben klischeehaften Karikatur zu werden.
Wie schon Podalydès' frühere Filme schöpft auch dieser aus zärtlichen Beobachtungen des menschlichen Verhaltens und macht den Zuschauer zum Verbündeten dieser mit schrulligen Eigenheiten und Makeln behafteten Menschen. Während Filme wie »Das Geheimnis des gelben Zimmers« oder »Adieu Berthe« um Verbrechen und Tod kreisten, kommt dieser ohne größeres Drama aus, und gleicht damit einem sonntäglichen Ausflug auf dem Lande, in dem man sich als Zuschauer einfach unter die französischen Bonvivants mischt. Dabei wird eine außereheliche Affäre auf sehr französische Weise zum sinnlichen Fest des Lebens, das für die eheliche Liebe auf magische Weise nie zur Bedrohung wird.
Kommentare
Auszeit
Ein wunderbarer Film, der einen eineinhalb Stunden lang in eine romantische, natürliche und teils skurrile Welt entrückt.
Liesse man es zu, würde man diese am liebsten gar nicht mehr verlassen wollen.
So bleibt auch das Ende offen und mit diesem die eigenen Träume und Gedanken. Einfach nur toll!!
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