Kritik zu Ich habe den englischen König bedient

OmeU © Verleih

2006
Original-Titel: 
Obsluhoval jsem anglického krále
Filmstart in Deutschland: 
21.08.2008
L: 
119 Min
FSK: 
12

Als Spezialist für die Verfilmung der Kleine-Leute-Geschichten seines tschechischen Landsmannes Bohumil Hrabal wurde Jiri Menzel (Jahrgang 1938) schon in den sechziger Jahren berühmt. Nun versucht er sich an dessen Jahrhundertroman

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Menzel entfaltet einen opulenten Bilderbogen, von dem jedoch kaum etwas anderes bleibt als eine selbstgefällige Satirepose, die in altbackener »Pan Tau«-Slapstick-Manier zelebriert wird. Roland Barthes hat einmal »Schockfotografien« analysiert und dabei festgestellt, dass diese nichts anderes tun, als die Geste des Betroffenmachenwollens plakativ auszustellen. »Ich habe den englischen König bedient« stellt die Geste des kleinbürgerlich-anarchischen Sichlustigmachenwollens aus. Jedes Bild zwinkert schelmisch mit den Augen, jede Szene spreizt die Satire-Ellenbogen, und in den vermeintlich »poetischen« Intermezzi schweben dann Geldscheine symbolträchtig durch die Luft.

Erzählt wird die Geschichte des kleinwüchsigen Kellners Jan Dite, der ganz groß rauskommen und Millionär werden will. Dieser Dite (deutsch: »Kind«) ist in seiner Anlage eine schwejksche Schelmenfigur, deren trickreicher, rücksichtsloser und von einem kuriosen Schicksal begünstigter Opportunismus durch kindliche Naivität irgendwie im Unschuldsbereich gehalten werden soll. Weil die Erzählung seiner Dienstbotenperspektive folgt, erscheint die Welt der von ihm Bedienten als ein Panorama skurriler Schießbudenfiguren, in das alle Macht- und Geldleute gleichermaßen eingereiht werden: zuerst die Honoratioren in der tschechischen Provinzgaststätte der frühen dreißiger Jahre, dann die Generäle und Geldsäcke, die in Prags Luxushotel ihre exzessiven Partys feiern, schließlich auch die Nackedei-Blondinen und SS-Offiziere, die sich nach der Okkupation der Tschechoslowakei durch die deutschen Truppen in einem zur arischen »Lebensborn«-Zuchtanstalt umfunktionierten Schlosshotel wie in einem fidelen Bordell vergnügen. Nicht erst an dieser Stelle verweigert man sich einer Erzählperspektive, die unfähig ist, Tragik und Komik, die Hölle des historischen Geschehens und die »Naivität« des Helden in ein substanzielles Verhältnis zu setzen.

In jeder Lebensphase findet der gewitzte Dite eine karrieredienliche Frau. Zuerst ist das eine kecke Prostituierte. Während der Okkupation verliebt er sich in die sudetendeutsche Lehrerin Liza (Julia Jentsch) und hat dafür überzeugende Gründe: Sie ist ebenso klein, sommersprossig und kindlich-naiv wie er. Dass sie sich für die Hitlerei begeistert und noch beim Beischlaf – quasi als ideologiekonforme Stimulanz – das Führerporträt an der Wand fixiert, stört ihn nicht sonderlich.

Es schmerzt ein wenig, Julia Jentsch, die man als Sophie Scholl noch in eindringlichster Erinnerung hat, hier in solch einer Klamaukrolle zu sehen. Am Kriegsende wird der mittlerweile 15-fache Millionär Dite vom kommunistischen Regime für 15 Jahre ins Gefängnis gesteckt. Und nach der Haftentlassung zeigt er pflichtschuldig die Einsicht, dass seine Kollaboration mit den Besatzern politisch-moralisch nicht korrekt war. Eine Wendung, die freilich nichts daran ändert, dass man das Interesse an dieser »Schelmen«-Figur längst verloren hat.

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