Kritik zu Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe
Leander Haußmanns holperige Liebeskomödie sieht das Leben als PC-Spiel unbegrenzter Entscheidungen und vielfältiger Paarungsmöglichkeiten
Der letzte Autokorso der EM hat sich schon lange ausgehupt, die Fernseher sind von den Grillplätzen heimgekehrt auf ihre Wohnzimmertische. Die Luft flirrt wieder ungestört. Die Atmosphäre scheint zurückzuschwingen auf das, was sonst noch ist: Sommer. Die wichtigste Zeit für Menschen in der Pubertät und für Liebeskomödien, mithin für filmische Mobiles, die sich auf das Timing von behutsamer Annäherung und kunstvoller Verzögerung verstehen, auf das neckische Vor und Zurück eines ungeduldigen Herzens. Zweifellos kein Feld, auf dem sich deutsche Produktionen besonders trittsicher bewegen. Und, um das gleich vorwegzunehmen, auch der neue Film von Leander Haußmann, »Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe« nach dem gleichnamigen Buch von Gernot Gricksch, macht da keine Ausnahme.
Im Zentrum steht der jung dynamische Computerspieldesigner Robert Zimmermann (Tom Schilling), der sein stumpfes Gedaddel aus Kindertagen einträglich in die erwachsene Berufswelt verlängern konnte. Auch wenn Robert noch immer so aussieht wie ein unausgeschlafener Schüler, zählt der Chef auf Roberts neueste Ego-Shooter. Man hofft auf den Einstieg in den chinesischen Markt. Wohl auch deswegen soll man im neuesten PC-Spiel der Firma unter anderem einem debil lächelnden tibetischen Mönch die Lichter ausknipsen. Und weil das Leben es hier unbedingt mit den spielerischen Reizen des Virtuellen aufnehmen soll, sieht vielleicht alles an diesem grob montierten Gesamtgag recht vorläufig, beliebig und dabei möglichst chic aus. An jeder Straßenecke scheinen sich die Mitspieler neu entscheiden zu können, für Lebenswege oder Lebensabschnittsgefährten. Als gäbe es mit ein paar Gesundheits- und Energiepaketen, wie sie die Computerspielprotagonisten einsammeln, eine Menge Leben gleichzeitig zu leben. So quetscht sich der Vater im Rentenalter noch in Motorradkluft und verlässt seine Frau für eine dumm daher brabbelnde 20-Jährige. Roberts Schwester betrügt ihre Freundin, sein Freund entdeckt die Anziehung seiner Postzustellerin und Robert, 26 Jahre, selbst die Vorzüge einer Wäschereibetreiberin (Maruschka Detmers) in den Endvierzigern.
Mit allzu ungetrübter Freude über die eigenen Attraktionen und erwartbaren Witzchen stürzt sich der Film in sein Geschehen. Und hat doch nicht viel zu bieten. Keine wirklich rührende Fallhöhe, nichts, was tiefer ginge als ein Ketchupfleck. Lesben sind hier fett, schlecht gelaunt und haben unreine Haut. Computernerds tragen dicke Brillen und das Personal in Reinigungen steckt grundsätzlich in tantigen Blümchenkitteln. Vielleicht weil es dann ein bisschen so aussieht wie die Friseurinnen in nostalgischen französischen Liebesfilmen, in denen Dauerpubertierende in Atemnot geraten, wenn sie der Frau, die ihnen gerade die Segelohren freischneidet, ins Dekolleté schauen können. Doch ein Blümchenmuster macht noch keine Sehnsucht, ein bisschen Geraune und Gestaune um die Vereisungen eines über 40-jährigen hier zudem bis in die letzte Faser austrainierten Frauenleibes noch keine große Geschichte von Liebe, Leid und Glück.
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