Kritik zu Muppets Most Wanted

© Disney

2014
Original-Titel: 
Muppets Most Wanted
Filmstart in Deutschland: 
01.05.2014
L: 
112 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Nach der Muppets-Wiedervereinigung von 2011 unternimmt die wuselige Puppenbande eine Europatournee, die durch einen kriminellen Kermit-Doppelgänger zum rasanten Krimi wird

Bewertung: 3
Leserbewertung
2
2 (Stimmen: 1)

Berlin sieht im neuen Muppet-Spaß so bröckelig aus wie einst im Kalten Krieg. Die zeitliche Verortung der Kulisse macht jedoch Sinn. Denn sonst könnte Kermit, der mit den Muppets auf Europa-tournee geht, nicht so umstandslos in einer finsteren Gasse von Polizisten geschnappt und als vermeintlicher Superschurke Constantine in ein sibirisches Gefängnis gesteckt werden. Denn Constantine ist Kermit, abgesehen von einem Leberfleck, wie aus dem Froschgesicht geschnitten. Fortan fährt der kriminelle Doppelgänger, im Bunde mit dem neuen Tourmanager Dominic Fieslinger (Ricky Gervais), mit den Muppets im Zug von einer Hauptstadt zur nächsten. Das Gaunerduo nutzt die Shows zur Tarnung für spektakuläre Raubzüge – was neben Adler Sam als CIA-Agent auch einen französischen Interpol-Agenten mit Menjou-Bärtchen, einem winzigen Auto und einem großen Ego auf den Plan ruft.

In der Fortsetzung des schwungvollen Muppet-Comebacks von 2011 setzt Regisseur Bobin ganz auf Nostalgie und Parodie. Mussten sich im Vorgängerfilm die Puppencharaktere neu zusammenraufen, so orientiert sich die Handlung nun an betagten Gaunerkomödien. Zum roten Faden wird Miss Piggys Heiratswunsch, dem Kermit alias Constantine nicht nur um des lieben Friedens willen nachgibt. In der Parallelhandlung erlebt der echte Kermit im Knast einen neuen kreativen Frühling als Impresario.

Mit Komikerin Tina Fey als martialische Gulagwärterin bekommt der Zappelfrosch eine handfeste Unterstützerin, als er die Häftlinge zur Showtruppe trainiert. Mit diesen Gaga-Episoden knüpft der Film an das anarchische Muppets-Flair an. Überhaupt ist das Russen-Bashing, bei dem, neben der gewagten Gulagveräppelung, auch der mit knarrendem Akzent – »erkältet!« – auftretende Constantine sein Fett wegbekommt, ganz schön frech.

Die Zugreise dagegen schleppt sich eher angestrengt von Station zu Station. Zwar werden wilde Shownummern abgehakt, doch die schnarchenden Zuschauer im Theatersaal sind kein gutes Omen. Mehr Witz haben Musicalnummern, in denen z.B. die gekränkte Miss Piggy vom Pseudo-Kermit im Bee-Gees-Stil unter Discokugeln angeschmachtet wird. Dank Komponist Bret McKenzie, der 2011 für den Muppets-Soundtrack den Oscar bekam, erweist sich besonders die nimmermüde Drama Queen Miss Piggy immer noch als die einzige Musicalsängerin, der auch Musicalhasser etwas abgewinnen können. Die klassische Spiegelszene der Marx Brothers wird mit dem doppelten Kermit ebenfalls neu belebt. Daneben sorgt das Bombardement mit Star-Cameos für Hingucker; so zählt z.B. neben Céline Dion und Christoph Waltz auch Til Schweiger zu den Adabeis.

Anders als der Vorgänger vermittelt der amüsante Trubel insgesamt jedoch den Eindruck einer etwas angestrengt zusammengeschusterten Nummernrevue. Und mit dem Mangel an Dringlichkeit der Handlung geht ein Mangel an Herz einher. Diese Vorbehalte haben die oberschlauen Macher allerdings schon im Vorspann, mit einem Song über schlechtere Fortsetzungsfilme, parodistisch mit eingepreist.

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