Interview: Morfydd Clark über »Die Ringe der Macht«
Morfydd Clark in »Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht« (Staffel 2, 2024). © Prime Video/Ben Rothstein/Ross Ferguson
Morfydd Clark, 1989 in Schweden geboren, zog als Kind mit ihren britischen Eltern nach Wales. In ihrer Heimat wurde sie zunächst als Theaterschauspielerin bekannt, bevor sie ab 2014 auch Film- und Fernsehrollen (z.B. »Stolz und Vorurteil & Zombies«, »Love & Friendship«, »David Copperfield«) übernahm. Für ihre Rolle als Palliativpflegerin im Horrorfilm »Saint Maud« wurde sie mehrfach ausgezeichnet.
Ms. Clark, neben der zweiten Staffel von »Die Ringe der Macht« startet im Winter auch ein »Herr der Ringe«-Animationsfilm, obendrein ist ein »Gollum«-Film in Vorbereitung. Die von J. R. R. Tolkien geschaffene Welt kommt offenkundig nie aus der Mode?
Das liegt zum einen am Detailreichtum, mit dem Tolkien diese Welt ausgestattet hat. Er ist nicht nur enorm faszinierend, sondern auch schier unerschöpflich. Dadurch lässt sich immer noch Neues entdecken oder ein anderer Schwerpunkt setzen. Zum anderen erzählen seine Geschichten von vielen Dingen, nach denen wir uns heutzutage mehr denn je sehnen.
Woran denken Sie da?
Es geht bei Tolkien zum Beispiel um Mut und um Großzügigkeit, wovon wir dieser Tage sicherlich mehr gebrauchen könnten. Und in allem, was er geschrieben hat, kann man die Hoffnung herauslesen. Ich glaube, das Hoffnungsvolle an seinem Werk ist, was mich persönlich am meisten berührt. Mitleid und Erbarmen sind ebenfalls sehr präsent in seinen Schriften. Gerade kürzlich erst bin ich auf einen Aufsatz gestoßen, in dem es um Mitleid bei Tolkien geht. Auch das ist ja übrigens so eine Sache: Die Menge an philosophischen und wissenschaftlichen Texten, die über seine Arbeiten geschrieben wurden, ist nicht ohne Grund enorm.
Tatsächlich waren Sie mit einem Großteil seines Werks vertraut, lange bevor Sie die Rolle der Galadriel in der Serie annahmen, richtig?
Ich bin groß geworden in einer Familie von Tolkien-Fans, von denen meine Mutter der größte ist. »Der Herr der Ringe« war bei uns immer schon eine große Sache. Als ich die Rolle in der Serie annahm, waren meine Eltern begeistert, dass ich endlich mal etwas drehte, dass ihnen richtig viel Freude bereiten würde. Denn das ist ja nicht bei allen meinen Projekten der Fall.
Die zweite Staffel von »Die Ringe der Macht« wurde nicht mehr in Neuseeland, sondern überwiegend in Großbritannien gedreht. Was veränderte sich dadurch?
Fürs Publikum am Bildschirm wird sich vermutlich wenig verändern, aber für uns war die Umstellung riesig. In Neuseeland hatten wir trotz der Größe der Produktion und der vielen verschiedenen Handlungsstränge unglaublich viel miteinander zu tun. Wir hockten da am anderen Ende der Welt inmitten der Corona-Pandemie und waren so weit weg von der Realität des Restes der Welt, dass wir uns fast fühlten, als seien wir wirklich in Mittelerde. Ohne jetzt schlecht über Großbritannien sprechen zu wollen, aber die Arbeit dort war…
… dann doch eher wie jeder andere Dreh?
Na ja, sagen wir es so: das Magische, Besondere, dieses Gefühl des Aus-der-Welt-gefallen-Seins – das war nun bei der zweiten Staffel verschwunden. Was letztlich auch nicht so schlecht war, denn auch in Mittelerde herrscht nach den Ereignissen der ersten Staffel jetzt eine ganz andere Stimmung. Die Bedrohlichkeit der Lage spitzt sich zu, Licht und Hoffnung schwinden.
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