18. Bundeskongress der Kommunalen Kinos in Oldenburg
Auf dem 18. Bundeskongress der Kommunalen Kinos wurden Zukunftsstrategien diskutiert
In Zeiten der Kürzung staatlicher Kulturausgaben wird auch wieder einmal die Existenzberechtigung kommunaler Kinos infrage gestellt. Dazu kommt, dass das Stammpublikum älter wird und es junge Mediennutzer verstärkt zum Streaming zieht. Diese Entwicklungen standen wie immer im Mittelpunkt des dreitägigen Bundeskongresses der Kommunalen Kinos.
Mit dem Motto ». . . and action! Kino der Intervention« gab man sich betont kämpferisch. Von den rund 80 anwesenden Vertretern der Kinos wurden zahlreiche Initiativen vorgestellt. Themen waren alternative Finanzierungsformen, zukünftige Aufgaben kultureller Filmarbeit und die Frage nach dem Publikumsnachwuchs.
Gleich in ihrer Begrüßung betonte Sarah Adam, die erste Vorsitzende des Bundesverbandes, dass der diesjährige Kongress anders sein solle, nämlich partizipativer. Das wurde erreicht, indem neben Vorträgen und Podiumsdiskussionen ein Format namens »Fish Bowl« genutzt wurde. Dabei wurden die Teilnehmer in mehrere kleine Gruppen aufgeteilt, die reihum an mehreren Tischen einzelne Aspekte eines Themas erörterten; die Arbeitsergebnisse wurden dann am Ende von den jeweiligen Diskussionsleitern der Gesamtheit der Teilnehmer vorgestellt. Das war wirklich in höchstem Maße partizipativ.
Kontroverse Ansichten wurden beim Thema »Alternative Finanzierungsmodelle« geäußert: Viele Kinos haben mit Fördervereinen und Mitgliedschaften gute Erfahrungen gemacht, wobei die Jahresbeträge stark differieren. Wenn man für 35 Euro Jahresbeitrag im Kino nur noch den halben Eintrittspreis (4 statt 8 oder 9 Euro) zahlt, wie es beim Bremer »City 46« der Fall ist, dann ist das natürlich eine große Ersparnis. Auch Modelle wie 60 Euro jährlich und acht Mal freier Eintritt im Monat oder 100 Euro pauschal (wie es in zwei anderen Kinos gehandhabt wird) sind für Vielseher natürlich höchst attraktiv. Fragt sich nur, ob sich das Kino damit nicht selbst kannibalisiert. Dazu kommt, dass die wenigsten Fördermitglieder an einer Mitarbeit beim Programm interessiert sind.
Partizipative Kuratierung spielt eher in der Zusammenarbeit mit Initiativen eine Rolle, die die Vorführmöglichkeiten des Kinos nutzen möchten, um für sie wichtige Filme zu präsentieren. »Partizipative Kuratierung heißt erst einmal: aushalten und zulassen«, brachte es einer der Teilnehmer auf den Punkt. Wobei sich jedes Mal die Frage stellt, inwieweit die Vertreter des Kinos bei der Programmauswahl mitreden oder zumindest ein Vetorecht haben. Als Beispiel wurde ein Film genannt, der in einer Kurdischen Filmwoche gezeigt werden sollte, sich aber als höchst nationalistisch erwies.
Kommunale Spielstellen sind nicht nur der Vielfalt des gegenwärtigen Filmschaffens verpflichtet, sondern auch der Filmgeschichte. Was zunehmend Probleme aufwirft: Kopien und Rechte sind kaum noch in einer Hand, die Rechteinhaber wissen oft nicht, wo es Kopien gibt. Neuerdings werden auch die Rechte an Plakatmotiven weiterverkauft. Als das Kommunalkino Hannover Tarantinos »Pulp Fiction« zeigen wollte, hätte es für die Verwendung des Plakatmotivs zu Werbezwecken einen hohen Betrag zahlen müssen. Man behalf sich dann mit einem selbstentworfenen Plakat, das mit Hilfe von KI generiert wurde.
Johannes Thomsen vom Koki Hannover warb für Kino als Event – so war die Vorführung von »Jurassic Park«, verbunden mit dem Vortrag einer Paläontologin, ein großer Erfolg. Dem Dezember-Programm des Kinos war zu entnehmen, dass das Kino in diesem Monat »zurück zu seinen Wurzeln« geht und an 14 Orten Filmvorführungen veranstaltet.
Raus aus den Kinos, hin zu den Zuschauern ist auch das Motto des »Mobilen Kinos Niedersachsen«, das bereits seit 1992 tätig ist. Seine Vorführungen – in Schulen, Altersheimen, Kirchen und Scheunen – finden zu 99 Prozent in Orten statt, in denen es keine stationären Kinos mehr gibt. Jeweils einer der fünf Mitarbeiter fährt mit Auto, technischer Ausrüstung und Film zu den Vorführorten, Kinderfilme werden dabei meist mit Pause vorgeführt, in denen die Zuschauer eigene Aktivitäten entfalten.
Das Kino als »Dritter Ort«, der weder privat noch rein auf den Konsum ausgerichtet ist und eine Alternative zum Streaming bietet, war ein weiteres Thema. Wobei viele Kinos in der Pandemie ihre eigenen Streamingangebote eingerichtet haben und damit bemerkenswerte Abrufzahlen erreichten. Die meisten haben das wieder aufgegeben, auch wenn sich viele Filmemacher über die Möglichkeit freuten, darüber zusätzliche Zuschauer zu erreichen.
Was die Zukunft anbelangt, wurde zum einen die Notwendigkeit betont, die künftigen Zuschauer früh zu erreichen, also bereits Kinder anzusprechen, zum anderen die eigenen Mitarbeiter fortzubilden und insbesondere die Fähigkeit des analogen Vorführens an jüngere Mitarbeiter weiterzugeben.
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