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Markus Imhoof
Markus Imhoof, 76, hat einige der wichtigsten und erfolgreichsten Schweizer Filme gedreht, darunter die Spielfilme »Das Boot ist voll«, »Die Reise«, »Der Berg« und die Doku »More than Honey«. Seine auf der Berlinale uraufgeführte Dokumentation »Eldorado« über das Fluchtgeschehen im Mittelmeer erscheint am 10. Oktober auf DVD (Majestic).
Der erste Film, den Sie im Kino gesehen haben?
»Heidi«. Ich saß in der ersten Reihe links außen, und Heidi und Peter hatten ganz oval verzerrte Gesichter. Trotzdem habe ich geweint, als Heidi von der Alp geholt wurde und der Großvater hinter dem Auto herrannte. Die Heidi-Schauspielerin ging später ins selbe Schulhaus, und ich konnte jeden Tag ihre wirklich hübsche Nase sehen.
Welchen Film schauen Sie immer wieder?
»Die große Illusion« von Renoir, »Eine Frau unter Einfluss« von Cassavetes, »8 1/2« und »Amarcord« von Fellini. Ich bin sogar nach Rimini zu Fellinis Beerdigung gefahren. Im Kino lief »Amarcord«, und man hat mit dem Sarg eine Ehrenrunde durchs Kino gemacht und draußen haben alle geklatscht.
Welche Fernsehserie verfolgen Sie gerade?
Mein Hund weiß, wann »Tagesschau« ist und wartet schon auf dem Sofa, weil er dabei gestreichelt wird. Danach gehe ich zum Essen und wieder an die Arbeit. Aber ich habe sagen hören, die neuen amerikanischen Serien seien besser als Kino. Halt: »Top of the Lake« von Jane Campion habe ich gesehen, ein Hammer. Und Elisabeth Moss, was für eine Schauspielerin!
Welcher Film hat Sie zuletzt beeindruckt?
»Dogman« von Matteo Garrone. Der Schauspieler Marcello Fonte verkörpert die Hauptfigur zuerst als liebenswerten Komiker und endet als tragischer Held von Dostojewski.
Ein Film, auf den Sie sich freuen.
»Roma« von Alfonso Cuarón. Er erzählt vom Quartier in Mexiko City, in dem er aufgewachsen ist. Ich habe den Film auf dem Festival von Telluride verpasst, aber ich war mit Alfonso auf einem Panel. Wir waren uns einig, dass Geschichte in der Gegenwart geschrieben wird.
Ihr/e Lieblingsschauspieler/schauspielerin?
Jeanne Moreau und Marlon Brando.
Wer oder was ist unterschätzt?
Louis Malle. Er gehörte nicht ganz zur Nouvelle Vague, weil er alles konnte – ist er darum vergessen?
Was sammeln Sie?
Erinnerungen. Ein Grund, auf ein langes Leben zu hoffen.
Ihr Lieblingszitat?
»Die Utopie hat einen Vorsprung auf die Wirklichkeit.« Ich habe es bei Google gesucht, aber es existiert offenbar gar nicht. Vielleicht hat es Alain Tanner einmal gesagt. An meiner Steckwand
hängt ein kaum mehr leserliches Post-it mit dem Satz. Wie armselig der Satz von Helmut Schmidt, dass man zum Doktor gehen solle, wenn man Visionen hat.
Der beste Platz im Kino?
Nach dem ersten Drittel in der Mitte, so, dass das Bild das ganze Gesichtsfeld füllt. Bei der Theaterregie steht dort das Regiepult.
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