Kritik zu Yogi Bär
Die Abenteuer von Yogi Bär gehören zu den Klassikern der TV-Serienunterhaltung der 60er und 70er Jahre aus dem Hause Hanna und Barbera. Seine Reaktivierung sitzt zwischen allen Stühlen
Der Jellystone Park gilt als Inbegriff unberührter Natur. Menschen kommen aber nicht so sehr wegen der schönen Landschaft hierher, sondern um ein feistes Picknick zu veranstalten. Damit fangen die Probleme an, denn das Idyll wird unsicher gemacht durch einen sprechenden Bären namens Yogi. Das degenerierte Pelztier hat sich auf das Klauen von Picknickkörben spezialisiert. Anfang der 60er Jahre war diese Cartoon-Figur der gleichnamigen Hanna-Barbera-Serie eine gelungene Persiflage auf die Mentalität des Durchschnittsamerikaners, für den die Grenze zwischen Natur und Disneyland fließend ist.
Bei seiner Leinwandadaption versucht Eric Brevic den Kinozuschauern nun einen 50 Jahre alten Bären aufzubinden. Die Dehnung der siebenminütigen Cartoons auf Spielfilmlänge ist aber nicht wirklich gelungen. Zu holzschnittartig erscheint die Geschichte, die an jene immer gleichen Disney-Realfilme erinnert, in denen hampelmannartige Bösewichte nie wirklich böse sind.
Einen solchen Schurken verkörpert Bürgermeister Brown, der den Haushaltsetat seiner Stadt für teure Anzüge verprasst hat. Trotzdem möchte er für den Gouverneursposten kandidieren. Um Geld für seinen Wahlkampf zu ergaunern, will er kurzerhand den Jellystone Park abholzen lassen. Für erwachsene Zuschauer ist diese Karikatur eines Showpolitikers zu platt und für die kindliche Zielgruppe zu zynisch. Netter gezeichnet sind die Figuren des idealistischen Parkwächters Ranger Smith und der Naturdokumentarfilmerin Rachel Johnson, die liebevoll verkörpert wird von »Scary Movie«-Star Anna Faris. Vergeblich versuchen die beiden, die Katastrophe abzuwenden. Erst als der hedonistische Problembär Yogi seinen notorischen Klautrieb in den Dienst der guten Sache stellt, kann dem fiesen Bürgermeister das Handwerk gelegt werden.
Das aufwendig inszenierte 3-D-Spektakel verblüfft mit einigen Schauwerten. Wenn Yogi zur 100-Jahr-Feier des Jellystone Parks eine seiner fatalen Showeinlagen präsentiert, dann applaudieren die Parkbesucher ganz selbstverständlich – als sei ein wasserskifahrender Braunbär das Normalste von der Welt. In 3-D spritzt das Wasser zudem recht eindrucksvoll. Doch die Effekte verbrauchen sich, weil die Geschichte keine Substanz hat. Vor allem der Charakter des Bären bleibt blass. In den Cartoons verkörperte der nimmermüde Trickser eine anarchische Mischung aus Aussteiger und Loser, der mit Hut und Krawatte eine gewisse Würde zu bewahren versucht. Die Kinoversion haucht ihm aber kaum Leben ein. Die visuell überzeugende Integration einer computeranimierten Figur in ein real gefilmtes Szenario mag anfangs verblüffen. Doch das Staunen weicht der Langeweile. Während die unvermeidliche Schlauchbootfahrt durch die Stromschnellen hektisch und nicht immer kindgerecht wirkt, langweilt sich in diesem Familienfilm der Erwachsene, weil er das alles irgendwie schon einmal gesehen hat. Durch diese Re-Animation hat man der netten Yogi-Figur buchstäblich einen Bärendienst erwiesen.
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