Kritik zu Was am Ende zählt

© missingFILMs

Zwei Mütter und ein Baby: Der Spielfilm-Erstling von Julia von Heinz erzählt eine Coming-of-age-Geschichte am Rand der Gesellschaft

Bewertung: 3
Leserbewertung
0
Noch keine Bewertungen vorhanden

Aus der Traum am Berliner Ostbahnhof: Geld und Gepäck sind gestohlen. Nach Hause will die 15-jährige Carla (Paula Kalenberg) nicht zurück, denn von dort ist sie abgehauen, um ihre großen Pläne von einem Modestudium zu verwirklichen. Die gleichaltrige Lucie (Marie Luise Schramm) dagegen hat ihren Ort bereits gefunden. Als ehemaliges Heimkind schlägt sie sich mit Gelegenheitsarbeiten durch, kümmert sich um ihren drogenkranken Bruder (Benjamin Kramme) und hofft, dass alles irgendwann irgendwie mal besser wird – im sozialen Abseits am Rande Berlins hat sie Nestwärme gefunden.

Die beiden Mädchen lernen sich bei der Restaurierung eines Partyschiffs kennen, wo Carla sich Geld für die Weiterreise verdienen will. Nach einer kurzen Affäre mit dem Dealer Rico wird sie schwanger. Lucie schlägt vor, das Kind unter ihrem Namen und mit ihrer Versicherungskarte auf die Welt zu bringen. Doch dann eskalieren die Probleme.

»Was am Ende zählt« scheint auf den ersten Blick fest verwurzelt in der Problem-Topographie der Berliner Schule. Und doch vermeidet Regisseurin Julia von Heinz mit ihrer unangestrengten Erzählweise nahezu alle Stereotype, die man landläufig mit dieser Stilrichtung verbindet. Die »Plattenbau-Ästhetik«, in anderen Filmen bisweilen pittoresker Selbstzweck, ist hier strikt der Geschichte untergeordnet. Aufnahmen trister Betonwände und Straßenzüge, kalt ausgeleuchtet und minimalistisch mit Musik unterlegt, werfen nur kurze Schlaglichter auf die trostlose Parallelwelt, in der sich die jungen Frauen einzurichten versuchen. Nach etwas Anlauf hat der Film, auch dank einer guten Ensembleleistung, in der klaustrophobischen Enge der Plattenbauhöhle seine dichtesten Momente. Für »Was am Ende zählt« gilt, was Georg Seeßlen über die Filme der Berliner Schule schreibt: Dass sie versuchen, »den Kapitalismus darzustellen«, nämlich als »Lebensraum und als Lebenszeit von Menschen, die nicht in ihm aufgehen und ihn nicht erfüllen«.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt