Kritik zu Terminator: Dark Fate
Nach inzwischen bewährtem Rezept – junge Schauspieler für die neue Zuschauergeneration, mehr Diversität und vor allem starke Frauen – bekommt nun auch der Terminator sein »Reboot«
Wenn immer nur weiter wurschteln gar nicht mehr funktioniert, hilft zur Rettung des Systems nur noch ein Reboot. Nach diversen anderen Franchises aus den Achtzigern erfährt nun auch James Camerons »Terminator« einen Neustart. Die eher unrühmlichen Entwicklungen der drei vorausgegangenen Filme wurden quasi gelöscht, sodass der neue »Terminator« an den zweiten und besten Teil, »Terminator – Judgement Day« anknüpfen kann. Dass das nicht ganz einfach gewesen ist, lässt sich an der stattlichen Liste von acht beteiligten Drehbuchautoren ablesen, darunter immerhin auch James Cameron als Pate und Co-Produzent.
Das Rezept ist das bewährte: eine gute Portion Tradition, verbunden mit jungem Personal für die neue Generation der Kinozuschauer, und um den modernen Anforderungen an Diversität und Geschlechtergleichheit gerecht zu werden, ist der zukünftige Anführer des Widerstands gegen die Maschinen-Diktatur eine junge Mexikanerin.
Hilfe aus der Zukunft bekommt die zunächst ahnungslose Dani (Natalia Reyes) von der futuristischen Kampfamazone Grace (Mackenzie Davis). Vollendet wird das widerstandsfähige Frauentrio durch Sarah Connor, die zum dritten Mal von der inzwischen 63-jährigen Linda Hamilton verkörpert wird und ganz nebenbei daran erinnert, dass starke Frauen keine völlig neue Erfindung der #Metoo-Generation sind. Regie führte Tim Miller, der aus dem Animationsbereich kommt und in seinem Spielfilmdebüt »Deadpool« ein gutes Händchen für den Mix aus Action, Comic und Witz bewies.
35 Jahre sind vergangen, seit James Cameron seinen Traum von einem flammenumzüngelten Metallskelett in ein cooles 6,4 Millionen Dollar-B-Picture verwandelte. War die Herrschaft der Maschinen damals noch eine Science-Fiction-Fantasie, ist sie heute alltägliches Feuilleton-Thema. Damals staunten wir nicht nur über irrwitzige Zeitreise-Drehbuchvolten, sondern vor allem über Arnold Schwarzeneggers quasi unzerstörbaren Killer-Androiden, den weder Flammen noch Kugel- oder Bombenhagel und selbst Metallpressen nachhaltig von seinem mörderischen Auftrag abbringen konnten. Diese Fähigkeiten sind bei der modernen »Terminator«-Version, die Gabriel Luna mit angemessen stoischer Miene verkörpert, so stark weiterentwickelt, dass die waghalsigsten Action-Szenen zur Kampfnummernrevue verkommen.
Musste sich der Ur-Terminator zur Reparatur noch gelegentlich ins Hotel zurückziehen, sind die destruktivsten Attacken fürs neue Flüssigmetall-Modell kaum mehr als eine kleine Unpässlichkeit. Und da ihm ein Griff an die Datenkabel genügt, um das Wissen der Welt anzuzapfen, ist es praktisch unmöglich, sich vor ihm zu verstecken. Gegen so viel Hyperaktivität triumphiert mühelos die alte Schule, in Gestalt eines würdevoll gealterten Arnie, der sich die Jahre des Wartens auf seinen nächsten Einsatz damit vertrieben hat, das Menschsein zu erlernen und eine mexikanische Patchwork-Familie zu gründen.
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