Kritik zu Stolz und Vorurteil & Zombies
Nach »Abraham Lincoln Vampirjäger« wird mit dieser Horrorkomödie ein weiterer »Mash-up«-Roman von Seth Grahame-Smith verfilmt. Die Bennet-Schwestern müssen sich auf ihrer Suche nach einem reichen Ehemann mit Zombies herumärgern
Wenn Lizzy & Co auf eine Party mit einem vielversprechenden Junggesellen gehen, befestigen sie Dolche unter ihren weiten Röcken. Und wenn auf dem Weg zum Verehrer ein Unhold aus den Büschen stürzt, wird er ohne Zögern kaltgemacht. Wir schreiben das Jahr 1811, in dem England vor einer neuen Zombieangriffswelle steht: Die Waffen der Frauen sind in diesem Film nicht nur galante Metaphern. Den Kampf mit Untoten beherrschen die Bennet-Schwestern virtuos. Doch so blutig wie ein Splatterfilm à la Romero ist diese Horrorkomödie, ein Mash-up von Jane Austens Romanklassiker »Stolz und Vorurteil« und dem Zombiegenre, dann auch wieder nicht.
Nicht nur wegen der unterschiedlichen Zielgruppenerwartungen wird es diese Verfilmung wohl nicht leicht haben. So entsteht die Komik meist schlicht durch die überraschende Dichotomie, durch den schockierenden Kontrast von Empire-Kleidchen und verwesten Gesichtern, von Galanterie und Gewalt. In der Inszenierung wird konsequent nicht nur jeder parodistische Klamauk vermieden; auch das verschwörerische Augenzwinkern zum Publikum kommt selten vor. Als Karikatur angelegt ist, wie bei Austen, lediglich die Figur des aufgeblasenen Mr. Collins.
So viel fröhlicher Quatsch, mit derart ernsten Gesichtern vorgetragen: Diese höhere Ironie müssen junge Zuschauer, denen der Roman »Stolz und Vorurteil« womöglich total unbekannt ist, erst einmal verdauen. Dabei wird in der nach »Abraham Lincoln Vampirjäger« zweiten Verfilmung eines Romans von Seth Grahame-Smith recht gekonnt plausibel gemacht, warum sich die britische Gentry neben Heiratsplänen mit Zombiebekämpfung beschäftigen muss. Die Untotenseuche, vermutlich »von den Franzosen« eingeschleppt, hat schon London erobert; auch auf dem Land in Hertfordshire, wo Mr. Bennet mit Frau und fünf Töchtern lebt, sickern die Hirnfresser in immer größerer Zahl ein. Mr. Bennet ist es im Gegensatz zu seiner Frau wichtiger, dass seine Töchter kämpfen statt heiraten. Sie haben in China bei Shaolin-Mönchen Kampfkunst studiert; bessere Kreise allerdings studieren bei den Japanern. Der arrogante Zombiejäger Mr. Darcy zögert nicht, auf diesen Standesunterschied aufmerksam zu machen, als er die Bennet-Mädchen kennenlernt. Und trotzdem verliebt er sich in Elizabeth, die mindestens so kühn und stolz ist wie er selbst.
Ein bisschen »Stolz und Vorurteil« geht immer, heißt es im Presseheft, und tatsächlich hat vom Bad Mr. Darcys im See, von dem bereits »Bridget Jones« tagträumte, über die aufwendige Ausstattung bis zu den überzeugenden Darstellern alles die bei Austen-Verfilmungen gewohnte Qualität. Mit den Zombies wird ein zusätzliches Interpretationsangebot gemacht: Sind sie eine Klassenkampfmetapher, oder verstärken sie, indem die Mädchen lernen, sich physisch zur Wehr zu setzen, den emanzipatorischen Impetus? Das Rätseln, wie all das zusammenpasst, ist vielleicht der größte Spaß dieser bisher exzentrischsten Coverversion von Austens Roman.
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